Wenn Welpen überdreht sind und gar zu beißen beginnen, dann liegt das meist an einer fehlenden Routine oder mangelnder Auslastung. In Einzelfällen können dafür auch Trainingsfehler, die Ernährung, zu viele Trigger oder gar ADHS verantwortlich sein.
Vor allem in jungen Jahren neigen Hunde vermehrt zu sogenannten “Zoomies”. Damit sind plötzlich Energieausbrüche gemeint, die scheinbar völlig grundlos sind.
Erkennen tust du es daran, dass dein Welpe plötzlich wild herumspringt, rennt, sämtliche Befehle ignoriert und sich kaum beruhigen lässt. Weitere Symptome sind:
- Dauergebell
- Annagen von Möbeln
- Urplötzliche Hyperaktivität
- Ruhelosigkeit
- Plötzliches Beißen
- Ständiges Jaulen [1]
Wenn sich das nach deinem Vierbeiner anhört, dann bist du hier richtig. Im Folgenden lernst du über die 7 häufigsten Ursachen und wie du deinen Welpen beruhigen kannst.
#1 Fehlende Routine
Hast du dich schon einmal gefragt, warum Babys und Kleinkinder immer sofort mit Schreien beginnen? Es handelt sich dabei um einen natürlichen Überlebensinstinkt.
Bei Hunden ist dieser Instinkt ebenfalls vorhanden. Er sorgt dafür, dass die Bedürfnisse des Welpen stets gestillt werden, solange er sich noch nicht um sich selbst kümmern kann.
Zum Problem wird es dann, wenn der Tagesablauf deines Welpen jeden Tag unterschiedlich ist. Denn dann weiß er nie, ob und wann seine Bedürfnisse gestillt werden
Hier ist das überdrehte Verhalten also nur ein Anzeichen dafür, dass ihm Sicherheit fehlt. Und genau diese Sicherheit kannst du ihm durch eine feste Tagesroutine geben. [2]
Rund 18-20 Stunden Schlaf sollten pro Tag eingeplant werden. Denn Welpen brauchen sehr viel Energie zum Wachsen und benötigen daher überdurchschnittlich viel Schlaf.
Zudem sind feste Schlafenszeiten hilfreich, ein eigenes “Revier”, regelmäßige Streichel- und Spielpausen, das Gassigehen und natürlich feste Futterzeiten.
Nach wenigen Wochen wirst du feststellen, dass sich dein Welpe dadurch sichtbar beruhigt. Das schwierigste Alter ist übrigens zwischen dem 6. und 12. Monat.
Denn zu der Zeit sind Hunde bereits körperlich ausgewachsen, aber im Herzen immer noch ein Welpe. Anschließend werden die Vierbeiner dann aber zunehmend ruhiger. [3]
Wenn Welpen eine feste Routine fehlt, dann reagieren sie häufig über. Dieser instinktive Schutzmechanismus ist lediglich ein Schrei nach Sicherheit. Durch einen geregelten Tagesablauf mit festen Gassi- und Futterzeiten werden hyperaktive Hunde deutlich ruhiger.
#2 Mangelnde Auslastung
Der individuelle Bedarf an körperlicher Auslastung ist je nach Rasse und Alter unterschiedlich. Schäfer- und Jagdhunde im jungen Alter brauchen davon am meisten.
Zudem müssen Hunde auch mental ausgelastet werden. Ansonsten macht sich Langeweile und Frust breit. Vor allem Welpen sind deshalb häufig überdreht.
Denn sie schlafen zwar einerseits überdurchschnittlich viel, haben aber dafür auch in den kurzen aktiven Phasen deutlich mehr Energie zur Verfügung. Typische Anzeichen sind hier:
- Welpe springt häufiges Besitzer an
- Ständiges Gebell und Gejaule
- Welpe fängt zu beißen an
- Nagen an Möbelstücken
- Welpe zerstört die eigenen Spielzeuge
- Plötzliches Herumtoben im Haus [4]
Das sind alles Anzeichen überschüssiger Energie. Die Lösung ist daher für ausreichend körperliche und geistige Beschäftigung zu sorgen. Bewährte Methoden sind hier:
- Benutze beim Gassigehen eine lange Schleppleine statt einer kurzen Führleine.
- Lass die Nachbarskinder mit deinem Welpen herumtoben.
- Vermeide Jagd- und Schäferhunde in Großstädten ohne weite Wiesen zu halten.
- Bestelle eine solche Ballwurfmaschine für drinnen und draußen.
- Sorge für reichlich Wurfspielzeuge wie beispielsweise Bälle und Frisbees.
- Organisiere Spieltreffen mit Hunden aus deiner Nachbarschaft.
- Besorge einen Laufstall, falls du keinen umzäunten Garten zur Verfügung hast.
Je überdrehter dein Welpe ist, desto mehr Auslastung benötigt er. Unabhängig davon sind 30 Minuten pro Tag das Minimum. Je mehr du ihm davon gibst, desto ruhiger wird er auch.
Wenn es Welpen an mentaler oder körperlicher Auslastung mangelt, dann werden sie häufig aufgedreht und fangen gar zu beißen an. Hier sollten Maßnahmen in die tägliche Routine aufgenommen werden, damit er seine überschüssige Energie auch tagtäglich loswerden kann.
#3 Ungünstige Ernährung
Das Futter ist für Hunde wie das Benzin im Auto. Es dient als Treibstoff und sorgt für Energie. Die falsche Ernährung kann daher auch zu überschüssiger Energie führen:
- Zu kohlenhydratreiches Futter
- Essensreste von Menschen
- Farbstoffe und chemische Zusätze
- Zuckerhaltige Snacks [5]
Hast du jemals ein kleines Kind gesehen, bevor und nachdem es eine Packung Gummibärchen gegessen hat? Einen ähnlichen Effekt hat das falsche Futter auf Hunde.
Vor allem einfache Kohlenhydrate und chemische Zusatzstoffe sind dafür bekannt, zu aufgedrehtem Verhalten zu führen. Die Lösung?
Mache einen kostenlosen Futtercheck, um herauszufinden, welches Futter für deinen Hund am besten geeignet ist. Denn das variiert je nach Rasse und Alter sehr stark.
Im Anschluss bekommst du im übrigen auch ein Paket mit kostenlosen Futterproben zugeschickt, um die Empfehlungen selbst testen zu können.
Alternativ kannst du hier nachschauen, welches Hundefutter wir aktuell benutzen und wirr dir auch guten Herzens weiterempfehlen können.
Wenn Welpen sehr kohlenhydratreiches Futter fressen oder gar die Essensreste von Menschen bekommen, dann ist häufig Hyperaktivität die Folge. Dieses überdrehte Verhalten lässt sich meist durch eine Futteranpassung stark reduzieren. Qualitätsfutter ist hier das A und O.
#4 Genetischer Urinstinkt
Wenn dein Welpe plötzlich am Abend oder am frühen Morgen aufgedreht ist, dann liegt das meist an seiner Genetik. Denn ihre Vorfahren, die Wölfe, sind primär dämmerungsaktiv.
Das erklärt im Übrigen auch, warum Hunde im Dunkeln 5 Mal heller sehen als wir Menschen. Denn die Dämmerung ist die beste Zeit, um auf die Jagd zu gehen. [6]
Bei allen Jagdhunderassen kommt das am häufigsten vor. Grundsätzlich haben aber fast alle Hunde einen natürlichen Jagdinstinkt, welcher sich durch Hyperaktivität äußern kann.
Die Lösung? Sorge gezielt am Abend für mehr körperliche und mentale Beschäftigung und organisiere eine hundegerechte Routine:
- Notiere, zu welcher Uhrzeit dein Welpe am aktivsten ist
- Lege einen Spaziergang genau zum Beginn dieser Zeit
- Schalte abends eine solche Ballwurfmaschine im Flur an
- Kaufe 2-3 extra Spielzeuge, die er nur zu dieser Zeit bekommt
- Besorge einen Schnüffelteppich und verstecke einige Leckerlis darin
Im jungen Alter versuchen Welpen im Übrigen auch häufig ihre eigenen Grenzen auszutesten. Hier gilt es durch das entsprechende Feedback Limits zu etablieren. [7]
Nichtstun ist im Übrigen deutlich schwieriger als das Verhalten zu ersetzen. Das kann dir jeder Ex-Raucher bestätigen. Warum deinem Welpen also nicht ein paar Tricks beibringen?
Hunde sind aufgrund ihrer Genetik überwiegend am Abend aktiv und brauchen zu dieser Tageszeit am meisten Beschäftigung. Fehlt diese, dann sind Welpen häufig total überdreht und kaum mehr zu beruhigen. Proaktives Vorgehen und das Anpassen der Tagesroutine kann hier helfen.
#5 Unabsichtliche Trainingsfehler
Welpen vermeiden grundsätzlich jedes Verhalten, das bestraft wird und wiederholen stets jenes Verhalten, das belohnt wird. Das ist die Basis eines jeden Trainings.
Wenn diese Regel missachtet wird, dann ist unerwünschtes und überdrehtes Verhalten vorprogrammiert. Typische Trainingsfehler sind hier:
- Falsches Feedback
Das hyperaktive Verhalten wird in den ersten Wochen als süß empfunden und mit Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten belohnt. Also behält das der Hund natürlich bei.
- Fehlendes Feedback
Welpen werden leider nicht mit einem Handbuch über menschliche Benimmregeln geboren. Du musst ihm daher durch Feedback zeigen was okay ist und was nicht. [8]
- Fehlende Regeln
Wenn du deinem Welpen immer alles gibst, was er will, dann wird er das Pendant vieler verwöhnter Kinder von reichen Eltern. Du solltest daher klare Limits setzen.
- Fehlende Geduld
Der Energieerhaltungssatz beweist, dass sich Energie nie in Luft auflösen kann. Reagierst du also über, dann überträgst du deine Energie nur auf deinen Hund.
Um deinen Welpen zu beruhigen, solltest du gutes Verhalten stets mit Leckerlis belohnen. Beim Einführen von Kommandos kann auch ein solcher Hunde-Klicker helfen.
Per Knopfdruck verursacht dieses Gerät einen mechanischen Klick-Ton, welcher bei Welpen Neugier und Interesse triggert. Damit bekommst du also sofortige Aufmerksamkeit.
Wenn Welpen ständig überdreht sind oder gar zu beißen beginnen, dann kann das auf unabsichtliche Trainingsfehler zurückgehen. Hier gilt es stets das richtige Feedback zu geben, Regeln zu etablieren und beim Training besonders geduldig und ruhig zu sein.
#6 Zu viele Trigger
Die Wahrnehmung von Hunden ist der unseren um ein Vielfaches überlegen. Wenn Welpen daher scheinbar grundlos aufgedreht sind, dann kann das auf ihre Sinne zurückgehen.
Vielleicht hört, sieht oder riecht dein Hund etwas, das du schlicht nicht wahrnehmen kannst? Denn ihre Sinnesorgane sind so gut, dass wir uns das gar nicht vorstellen können:
- Hunde riechen in Abhängigkeit der Rasse bis zu 100.000 besser als Menschen. [9]
- Hunde sehen im Dunkeln rund 4-fach heller und haben einen größeren Blickwinkel.
- Hunde können im Vergleich zum Menschen auch Ultraschall-Frequenzen hören. [10]
Hunde sind sogenannte “Makrosmatiker”. Das bedeutet ihre primäre Sinneswahrnehmung ist die Nase und nicht die Augen. Sie haben auch bis zu 60 Mal mehr Geruchsrezeptoren.
Die Lösung? Sorge dafür, dass die Sinnesorgane deines Welpen so wenige visuelle, olfaktorische und akustische Trigger wie möglich bekommen. Bewährte Methoden sind hier:
- Positioniere das Körbchen dort, wo der Welpe am wenigsten riecht, sieht und hört.
- Kaufe blickdichte Vorhänge oder Rollläden zur Straße.
- Organisieren stark-duftende Pflanzen und stelle sie in die Nähe des Körbchens.
- Lasse leise beruhigende Musik laufen, um die Ohren beschäftigt zu halten.
- Wasche deine Kleidung, wenn du im Kontakt mit anderen Hunden oder Tieren warst.
All diese Maßnahmen helfen nicht nur gegen Hyperaktivität, sondern sind auch bei Dauergebell sehr hilfreich. Denn hier stecken dieselben Trigger meist dahinter.
Aufgedrehtes Verhalten kann bei Welpen auf ihre überlegenen Sinne zurückgehen. Denn ihre Nase, Ohren und Augen sind den unseren weit überlegen. Hier gilt es sämtliche Trigger proaktiv zu verringern oder gar ganz abzuschaffen. Das gilt vor allem in dicht besiedelten Wohngebieten.
#7 ADHS
Rund 9 % aller Kinder unter 11 Jahren sollen an einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden. Bei Hunden wird die Zahl ähnlich hoch geschätzt. [11]
In den meisten Fällen wird es mit Hyperaktivität verwechselt, da die Symptome nahezu identisch sind:
- Überdrehtes Verhalten
- Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
- Plötzliches Beißen
- Ständiges Jaulen nach Aufmerksamkeit
- Wildes Herumspringen
- Ungewöhnliche Sturheit [12]
Vor allem Border Collies, Golden Retriever, Siberian Huskys und Jack Russell Terrier sollen hiervon betroffen sein. All diese Rassen wurden auch speziell für die Arbeit gezüchtet.
Bis zum 1. Lebensjahr lässt sich aufgedrehtes Verhalten bei Welpen kaum von ADHS unterscheiden. Erst später zeigt sich im Vergleich, dass etwas nicht stimmt.
Zur Behandlung werden die folgenden Maßnahmen empfohlen, die sich im Wesentlichen mit den Tipps von oben überschneiden:
- Implementierung einer festen Routine
- Ausreichend körperliche Beschäftigung
- Mentale Auslastung durch Intelligenz-Spielzeuge
- Konsistentes Training
- Qualitativ hochwertiges Hundefutter
In Extremfällen können auch Medikamente oder eine Kastration eine Besserung bringen. Das sollte aber die letzte Option sein, wenn alles Vorherige nicht geholfen hat. [13]
Wenn Welpen ständig aufgedreht oder sogar total überdreht sind, dann kann das ein Hinweis auf ADHS sein. Eine Diagnose ist allerdings meist erst dann möglich, wenn der Hund bereits ausgewachsen ist. In der Zwischenzeit gilt es für reichlich Auslauf und Beschäftigung zu sorgen.
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