Hunde sehen im Dunkeln im Vergleich zum Menschen rund 5-fach besser. Sie verfügen über eine bessere Nachsicht, eine gezieltere Wahrnehmung, ein besseres räumliches Sehen sowie schnellere Sehreflexe. In einem komplett abgedunkelten Raum sind Hunde jedoch genauso blind wie Menschen.
Zudem sehen Hunde im Vergleich zu Menschen schlechter in die Ferne und können deutlich weniger Farben voneinander unterscheiden.
Was viele jedoch nicht wissen?
Bei Hunden ist nicht das Sehvermögen die primäre Sinneswahrnehmung, sondern der Geruchssinn.
Denn mit bis zu 60 Mal mehr Geruchsrezeptoren als Menschen riechen sie durchschnittlich zwischen 10.000 und 100.000 Mal besser als wir. [1]
Zudem hören sie rund 4-fach weiter in die Ferne und können Frequenzen bis zu 65.000 Hz wahrnehmen. Bei Menschen ist bei einer Tonhöhe von rund 20.000 Hz Schluss. [2]
Dann lass uns nun die einzelnen Faktoren anschauen, warum Hunde im Dunkeln rund 5 Mal besser sehen als wir Menschen.
#1 Bessere Nachtsicht
Hunde stammen von Wölfen ab, die in der Dämmerung und im Morgengrauen am aktivsten sind. Sie zählen damit zu den nachtaktiven Jägern.
Aber nicht nur zum Jagen, sondern auch zum Schutz vor Angriffen feindlicher Raubtiere war und ist es bis heute essenziell, dass sie bei Dunkelheit gut sehen können.
Ihre Nachtsicht ist aus drei Gründen besser als die von Menschen:
- 1) Größere Pupillen
Die Pupillen von Menschen sind im Hellen zwischen 2-4 mm groß und in der Dunkelheit bis zu 8 mm. Die Pupille von Hunden kann sich dagegen deutlich stärker weiter. [3]
Allein die Linse hinter der Pupille ist bei Hunden 3 bis 4-fach größer als die von Menschen. Heißt konkret: Bei Hunden kann bis zu 4-fach mehr Licht ins Auge eindringen. [4]
- 2) Mehr lichtempfindliche Zellen
Hunde haben mehr lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut – sogenannte “Zapfen”. Sie können damit deutlich mehr Lichtstrahlen aufnehmen als wir Menschen.
Oder anders formuliert: Was für uns dunkel aussieht, sehen Hunde deutlich heller.
- 3) Reflektierende Netzhaut
Hunde besitzen über eine reflektierende Schicht in bzw. hinter der Netzhaut, welche Lichtstrahlen zurück reflektiert – das sogenannte “Tapetum Lucidum”.
Damit können Hunde rund doppelt so viele Lichtstrahlen aufnehmen als wir Menschen. Oder anders ausgerückt: Dunkles Mondlicht ist für Hunde wie für uns strahlender Sonnenschein.
Das erklärt im Übrigen auch, warum die Augen von Hunden im Dunkeln leuchten. [5]
Für einen Hund ist es damit überhaupt kein Problem ein Frisbee in der Abenddämmerung zu fangen. In einem komplett dunklen Raum sehen Hunde jedoch nichts.
Genauso wie du mit einem Nachtsichtgerät in einem solchen Raum nichts siehst. Denn ein Nachtsichtgerät verstärkt lediglich das vorhandene Licht.
Hunde können aus evolutionären Gründen besser im Dunkeln sehen als wir Menschen. Sie verfügen über größere Pupillen, haben mehr lichtempfindliche Zellen sowie eine reflektierende Netzhaut. Ein dunkler Raum wirkt daher für Hunde deutlich heller.
#2 Gezieltere Wahrnehmung
Sicher ist dir schon einmal aufgefallen, dass du seit dem Kauf deines ersten Autos plötzlich überall das gleiche Modell auf den Straßen siehst – die sogenannte “selektive Wahrnehmung”.
Diese Fähigkeit erlaubt uns von all den Millionen Sinnesreizes pro Minute das “Wichtige” vom “Unwichtigen” zu unterscheiden. Also eine Art “Filter” deiner Wahrnehmung.
Hunde verfügen über die gleiche Fähigkeit. Allerdings ist ihr Filter deutlich feiner eingestellt.
Heißt konkret: Hund sehen im Dunkeln nicht nur besser als wir Menschen, sondern können auch deutlich präziser irrelevante von relevanten Objekten unterscheiden.
Das erklärt im Übrigen auch, warum sich Hunde deutlich schwerer tun scheinbar “unwichtigen Dingen” Aufmerksamkeit zu schenken. Also beispielsweise einem Bordstein.
Im Vergleich zum Menschen fokussieren sich Hunde mit ihren Augen auf weniger und dafür relevantere Dinge. Menschen nehmen hingehen selbst im Dunkeln eine deutlich größere Zahl an irrelevanten Objekten wahr.
#3 Besseres räumliches Sehen
Die Augen von Hunden sind bereits anatomisch so ausgerichtet, dass ihr peripheres Sehen im Dunkeln deutlich besser ist als das von Menschen.
Gemeint ist damit das “indirekte Sehen”. Also das, was du noch wahrnimmst, ohne dich gezielt auf das Objekt zu fokussieren. Und das hat zwei Gründe:
- 1) Der Augenabstand ist größer
Bei Menschen beträgt der durchschnittliche Augenabstand 6,2 cm. Die Werte schwanken aber je nach Größe und Genetik zwischen 5,4 und 7,2 cm. [6]
Bei Hunden sind die Augen dagegen je nach Rasse zwischen 1,1 und 1,4-fach weiter voneinander entfernt.
Heißt konkret: Der durchschnittliche Augenabstand von Hunde beträgt 7,7 cm und schwankt zwischen 6,8 und 8,7 cm.
- 2) Die Augen sind seitlicher
Die Augen von Menschen sind komplett frontal ausgerichtet. Wir sehen daher Dinge am besten, die sich buchstäblich direkt vor unserer Nase befinden (“foveales Sehen”).
Bei Hunden sind die Augen dagegen leicht zur Seite gedreht. Sie sehen dadurch im Dunkeln etwas schlechter nach vorne, dafür umso besser um sich herum (“peripheres Sehen”).
Das erklärt im Übrigen auch, warum das Leckerli nach einem Wurf von vorne häufig auf dem Kopf des Hundes landet, anstatt im Mund.
Die meisten Hunderassen können in einem Winkel von zwischen 240° und 250° scharf sehen. Einige Windhunde sehen dagegen bis zu 270° um sich herum. [7]
Zum Vergleich: Menschen können nur in einem Winkel von 190° sehen und nur 120° sind wirklich scharf. [8]
Hunde haben sowohl bei Tageslicht als auch im Dunkeln ein besseres räumliches Sehen als Menschen. Ihr Blickwinkel ist bis zu 80° größer, womit sie selbst während dem Rennen einen deutlich weiteren Teil ihrer Umwelt wahrnehmen können.
#4 Schnellere Sehreflexe
Das menschliche Auge ist je nach Lichtverhältnis und Müdigkeit in der Lage, zwischen 10-60 Lichtreize pro Sekunde wahrzunehmen. Wir sehen also bis zu 60 Bilder pro Sekunde.
Heißt konkret: Unsere maximale “Flimmerverschmelzungsfrequenz” (FFF) beträgt 60 Hz. Das ist hoch genug, um eine rennende Person scharf sehen zu können.
Das erklärt auch, warum ältere Fernseher mit einer Bildwiederholungsrate von 50 Hz häufig flimmern. Denn unser Auge nimmt die kurzen Pausen zwischen den einzelnen Bildern wahr.
Je schneller sich Objekte bewegen, desto unschärfer werden sie für unser Auge. Bis zu dem Punkt, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen können – wie z.B. die Kugel einer Pistole.
Hunde sehen selbst im Dunkeln dagegen bis zu 80 Lichtreize pro Sekunde. Sie sehen daher selbst schnellere Objekte deutlich schärfer als wir. [9]
Das erklärt auch, warum Hunde von Natur aus deutlich bessere Reflexe zum Fangen schneller Objekte haben.
Hast du dich eigentlich schon mal gefragt, warum es so schwer ist eine Haushaltsfliege zu töten? Nun, ihre Flimmerverschmelzungsfrequenz liegt bei satten 250 Hz.
Hunde sehen im Dunkeln bis zu 33% mehr Lichtreize als Menschen. Sie können damit selbst schnelle Gegenstände scharf sehen, welche von uns Menschen nur verschwommen wahrgenommen werden können.
#5 Schlechtere Tiefenwahrnehmung
Im Vergleich zum Menschen sehen Hunde deutlich schlechter in die Ferne. Genauer gesagt haben Menschen durchschnittlich eine Tiefenwahrnehmung von 20/20. [10]
Das bedeutet, dass du selbst von 20 Fuß (ca. 6 m) Entfernung Dinge scharf sehen kannst. Vorausgesetzt natürlich, dass du keine Sehschwäche hast.
Hunde haben dagegen nur eine Tiefenwahrnehmung von 20/80. Hunde sehen also bei Tageslicht sowie im Dunkel rund 4-fach schlechter in die Ferne. [11]
Heißt konkret: Ein Hund muss 20 Fuß (ca. 6 m) von etwas entfernt sein, um es gleich scharf zu sehen wie wir mit bei einer Distanz von 80 Fuß (ca. 24 m).
In der Praxis macht das allerdings kein großer Unterschied. Denn das primäre Sinnesorgan von Hunden ist nach wie vor die Nase.
Selbst wenn sie Dinge in der Ferne nicht scharf sehen können, so wissen sie dennoch aufgrund des Geruchs sofort, um was es sich handelt.
Menschen sehen sowohl in Helligkeit sowie im Dunkeln rund 4-fach besser in die Ferne als Hunde. Was für uns noch klar erkennbar ist, kann von Hunden häufig nur verschwommen wahrgenommen werden. Dafür können sie um ein Vielfaches besser Gerüche aus der Ferne wahrnehmen.
#6 Schlechteres Farbsehen
Hunde sind sogenannte “Dichromaten”. Das ist Latein und bedeutet, dass sie lediglich über 2 Farbrezeptoren im Auge verfügen: Blau und gelb. [12]
Dass Hunde schwarz-weiß sehen, ist ein Mythos. Ihre Welt ist dagegen überwiegend blau, gelb, grau und weiß. In Summe können sie nur rund 10.000 verschiedene Farben erkennen.
Das erklärt im Übrigen auch, warum bei Hunde-Wettbewerben die Hindernisse meist eine blaue oder gelbe Farbe haben. Diese Farben können sie schlicht am besten unterscheiden.
Menschen sind dagegen sogenannte “Trichromaten”. Wir können daher nicht nur Blau und Gelb wahrnehmen, sondern auch sämtliche Rottöne. [13]
Damit sind wir in der Lage bis zu 1.000.000 verschiedene Farben wahrzunehmen. Also rund 100 Mal mehr Farbtöne als Hunde sehen – auch im Dunkeln.
Umso paradoxer ist es deshalb, dass die populärste Farbe bei Hundespielzeugen Rot ist. Denn Hunde können rote Farbtöne schlicht nicht wahrnehmen.
Die sogenannte “Mantis-Garnele” hat sogar ganze 16 Farbrezeptoren. Also 5-fach mehr als wir Menschen und 8-fach mehr als Hunde.
Überleg dir mal wie verrückt und kunterbunt die Welt damit aussehen würde!
Sowohl bei Tageslicht als auch im Dunkeln sehen Hunde lediglich Blau-, Gelb- und Grautöne. Im Gegensatz zum Menschen können sie keine Rottöne wahrnehmen. Dadurch sehen sie nur rund 1% aller Farben, die für Menschen sichtbar sind.
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