Wenn Welpen andere Hunde anbellen, dann kann das ein Hinweis auf Freude, überschüssige Energie oder gar Angst sein. Je nach Ausgangssituation kann das Gebell auch auf das Territorialverhalten und Stress zurückgehen oder gar dem Selbstschutz dienen.
Zunächst die gute Nachricht: Gebell ist nie grundlos. Wenn du folglich den wirklichen Grund herausfinden kannst, dann ist das bereits die halbe Miete.
Nun zur schlechten Nachricht: Leider dient das Gebell zur Kommunikation der unterschiedlichsten Dinge. Bellen kann teilweise sogar völlig konträre Bedeutungen haben.
In jedem Fall kann ich dir unser kostenloses Ebook gegen Dauergebell empfehlen. Dort findest du noch tiefergehende Tipps sowie konkrete Anleitungen.
Im Folgenden lernst du über die 14 häufigsten Gründe, warum Welpen andere Hunde anbellen und was du dagegen tun kannst.
#1 Überschüssige Energie
Grundsätzlich gilt, dass ein müder Hund ist auch ein ruhiger Hund ist. Dazu kommt, dass Welpen im Vergleich zu uns pure Energiebündel sind – insbesondere die Arbeitsrassen.
Das Problem? Wenn dein Welpe seine tägliche Energie nicht herauslassen kann, dann ist hyperaktives Verhalten angesagt. Also wildes Herumspringen oder gar häufiges Gebell.
Das Gleiche gilt auch für den Kontakt mit anderen Hunden. Das ist vergleichbar, wie wenn du 10 Tassen Kaffee trinkst und anschließend nur daheim still herumsitzt.
Die Lösung? Sorge tagtäglich dafür, dass sich dein Welpe austoben kann – auch zu Hause. Ein Spielpartner, viele Spielzeuge sowie ein großer Garten sind hierfür ideal.
#2 Freude
Wenn Welpen andere Hunde anbellen, dann kann das auch schlicht ein Ausdruck der Freude sein. Gebell zwischen Hunden dient im Übrigen auch als gegenseitige Begrüßung.
Erkennen kannst du es meist daran, dass dein Vierbeiner zunächst eine sehr steife Körperhaltung einnimmt. Kurz danach fängt er dann häufig mit der Rute zu wedeln an.
Auch Jaulen, Fiepen und Winseln sowie das Ziehen an der Leine sind hier typisch. Wenn es sich anbietet, kannst du einfach näher an den Hund herangehen. [1]
Du kannst dieses übereifrige Verhalten aber auch gezielt abtrainieren. Lenke dabei zunächst durch Leckerlis seine Aufmerksamkeit auf dich und gib ihm anschließend ein Kommando.
#3 Napoleon Komplex
Sicher hast du schon mal einen Chihuahua gesehen, nur um dann festzustellen, dass der zunächst süß aussehende Hund plötzlich total aggressiv wird und dich anknurrt. Oder nicht?
Das geht auf den Napoleon Komplex zurück. Im englischsprachigen Raum auch als “Small Dog Syndrome” bekannt. Betroffen sind hiervon primär sehr kleine Rassen und Welpen.
Denn um die eigene Unsicherheit aufgrund der kleinen Körpergröße auszugleichen, neigen Welpen und kleine Hunderassen häufig zu einem übermäßig dominanten Auftreten.
Das erklärt, warum kleine Hunde und Welpen häufig bei größeren Vierbeinern aggressiv reagieren oder sie ständig anbellen. Die Lösung? Die Selbstsicherheit gezielt aufzubauen.
#4 Beschützerinstinkt
Wölfe sind deshalb in der Wildnis sehr überlebensfähig, weil sie im Rudel zusammenleben und sich stets gegenseitig vor Gefahren warnen. Bei wilden Hunden ist das nicht anders.
Einige Rassen werden sogar heute noch primär für diesen Zweck gezüchtet, dass sie die Familie beschützen sollen. Das Gebell dient dabei primär als Warnung.
Welpen bestimmter Rassen fangen daher bei anderen Hunden instinktiv mit bellen an, um die Familie zu warnen. Hier solltest du unbedingt auf die Körperhaltung des Hundes achten.
Ein starrer Blick, lautes Knurren und aufgestellte Haare können auf Aggressivität hinweisen. Daran gilt es durch gezielte Kommandos und kontinuierliches Feedback zu arbeiten.
#5 Fehlendes Feedback
Leider werden Welpen nicht mit einem Handbuch mit Benimmregeln geboren. Was “richtig” und was “falsch” ist, müssen sie daher erst noch durch dein Feedback lernen.
Kontinuierlich belohntes Verhalten wird tendenziell belohnt und bestraftes Verhalten eher vermieden. Bekommt dein Vierbeiner jedoch gar kein Feedback, dann reagiert er wie er will.
Die Lösung? Sollte dein Welpe andere Hunde anbellen, dann gib jedes Mal ein klares “Nein!”-Kommando. Wenn er das Gebell unterlässt, kannst du ihm auch ein Leckerli geben.
Wenn diese Methode kontinuierlich funktioniert, dann gilt es nur noch schrittweise das Leckerli durch verbales Lob zu ersetzen. Der Rest funktioniert durch konstantes Verhalten.
#6 Angst
Hunde reagieren auf potenzielle Gefahrensituationen gleich wie wir Menschen – Kampf oder Flucht. Das Problem? Durch die Leine ist eine Flucht in den meisten Fällen unmöglich.
Durch die fehlende Selbstsicherheit bellen viele Welpen daher häufiger beim Kontakt andere Hunde an. In diesem Fall ist das Gebell nur ein Ausdruck der eigenen Unsicherheit.
In seltenen Fällen kann die Angst auch durch eine Seh-, Riech- oder Hörschwäche ausgelöst werden. Erkennen kannst du das am ehesten an der gebückten Körperhaltung des Hundes.
Zudem ziehen ängstliche Welpen auch häufig ihre Rute ein, vermeiden Augenkontakt und hecheln stark. Einige Hunde pinkeln vor Angst gar los und hinterlassen eine Sauerei.
#7 Territorialverhalten
Noch heute ist es für Wölfe und Wildhunde überlebenswichtig, dass sie ein Revier haben, das ihnen genügend Nahrung und Wasser zur Verfügung stellt.
Sobald sie ein Revier beschlagnahmt haben, verteidigen sie es auch zur Not bis zum Tod. Hundekenner sprechen hier auch vom “Territorialverhalten”.
Ähnliches kann eintreten, wenn Welpen zu Hause Besuch von einem anderen Vierbeiner bekommen. Oder wenn auf dem täglichen Spaziergang ein fremder Hund auftaucht.
Hier ist das Anbellen nur ein Ausdruck von: “Das ist meins!”. Bei Wachhunden ist dieses Verhalten noch stärker ausgeprägt. Zum Abgewöhnen kann hier ein Anti-Bell-Gerät helfen.
Dieses Gerät gibt per Knopfdruck einen Ultraschall-Ton von sich ab, der nur für Hunde hörbar ist. Das sorgt dafür, dass er dir sofort Aufmerksamkeit schenkt und abgelenkt ist.
#8 Frust & Langeweile
Viele Eltern vermeiden es, mit ihren Kindern in den Supermarkt zu gehen. Denn sobald sie etwas wollen, aber nicht bekommen, ist das Geschrei groß.
Bei Hunden ist das ähnlich. Wenn dein Welpe gerne einen anderen Vierbeiner begrüßen würde, es aber wegen der Leine nicht kann, dann äußert er das durch Gebell. [2]
Als Lösung kannst du deinem Welpen hier bereits vor dem Bellen ein Leckerli geben. Das führt ebenfalls zur Ausschüttung von Dopamin aus und stillt damit eventuellen Frust.
Sollte allerdings dein Welpe dich anbellen und nur zusätzlich auch andere Hunde, dann ist das meist ein Zeichen der Langweile. Hierfür ist Beschäftigung die Lösung.
#9 Selbstschutz
Hunde versuchen aus evolutionären Gründen nie Schwäche nach außen zu zeigen, weil sie dadurch zur Beute anderer Raubtiere werden könnten. Das Gleiche gilt für Schmerzen.
Unter Schmerzen reagieren die Vierbeiner meist ungewöhnlich aggressiv. Es handelt sich dabei jedoch nur um einen instinktiven Schutzmechanismus aus der Vergangenheit.
Sollte dein Welpe eventuelle Schmerzen oder Erkrankungen haben, dann kann das dazu führen, dass er andere Hunde zum eigenen Schutz anbellt.
Typische Symptome sind hier, dass der Vierbeiner ständig die Rute eingezogen hat, bei manchen Bewegungen fiept und allgemein einen lethargischen Eindruck macht.
#10 Stress
Bei Welpen können neue und ungewohnte Situationen starken Stress verursachen. Das gilt insbesondere dann, wenn sie nicht genügend sozialisiert wurden.
Vor allem für junge Hunde ist es wichtig, dass sie häufig in den Kontakt mit fremden Hunden und fremden Menschen kommen, um sich daran gewöhnen zu können.
Ansonsten führt der Kontakt in der Zukunft immer zu innerer Anspannung und der Ausschüttung von Stresshormonen. Das erklärt auch das ständige Anbellen anderer Hunde.
Neben regelmäßigem Kontakt mit Fremden solltest du auch dafür sorgen, dass du selbst entspannt bist. Denn Hunde spüren deine Anspannung und nehmen diese mit auf.
#11 Sexualtrieb
Neben der Körpergröße verändern sich beim Reifen der Vierbeiner auch die Hormone. Insbesondere in der Pubertät schießen die Sexualhormone der Hunde nach oben.
In den meisten Fällen ist das daran erkennbar, dass die sie sehr unruhig werden oder gar andere Hunde und Menschen anspringen. In den ersten Wochen ist das aber selten.
Zudem kann es vorkommen, dass Rüden die Weibchen anbellen und umgekehrt. Bei kastrierten Hunden ist das jedoch selten. Sehr selten, um genau zu sein.
Denn durch die Kastration werden Teile der Geschlechtsorgane entfernt, die für die Produktion der Sexualhormone verantwortlich sind.
#12 Jagdtrieb
Der Jagdtrieb ist ein Instinkt, den Hunde ursprünglich von Wölfen geerbt haben. Bei den Jagdhunderassen ist er aber aufgrund ihrer Vergangenheit meist verstärkt.
Denn einige Hunde wurden speziell gezüchtet, um kleinere Tiere zu jagen oder in eine gewisse Richtung zu treiben. Erkennen kannst du das meist an ihrem steifen Blick.
Im Jagdmodus versteift zudem die Körperhaltung und die Vierbeiner nehmen kaum etwas anders mehr wahr. Für solche Moment ist ein Hunde-Klicker ideal.
Denn es verursacht per Knopfdruck ein mechanisches Geräusch, wodurch der Welpe sofort irritiert zu dir schaut und vom Anbellen der anderen Hunde abgelenkt wird.
#13 Teenager-Phase
Die meisten Welpen haben in Abhängigkeit der Rasse im fünften Monat eine mehrwöchige Phase, in der sie aus hormonellen Gründen sehr ängstlich und aufgeregt sind.
In dieser Phase ist es vollkommen normal, dass dein Hund seine Grenzen austestet und sich irgendwie “komisch” verhält. Auch Hyperaktivität kommt in dieser Phase häufiger vor. [3]
Hier ist es wichtig, dass du mit der entsprechenden Dickköpfigkeit antwortest. Sollte dein Welpe andere Hunde anbellen, dann gib ihm kontinuierliches Feedback.
Sollte dein Vierbeiner ungewöhnlich stark an der Leine ziehen, dann lege dir eine kurze Führleine zu und halte ihn extra nah bei dir. Der größere Dickkopf gewinnt.
#14 Falsches Feedback
In jungen Jahren wird das Gebell von Welpen häufig als süß empfunden und mit extra Aufmerksamkeit belohnt. Einer der häufigsten unbeabsichtigten Trainingsfehler.
Denn durch die “Belohnung” wird dein Vierbeiner das Verhalten natürlich beibehalten. Stattdessen solltest du bereits von klein auf stets das richtige Feedback geben.
Verzweifelt? Dann greif bitte nicht zu elektrischen Halsbändern. Das ist meiner Meinung nach nicht nur Tierquälerei, sondern auch absolut unnötig.
Stattdessen kann ich dir die Online Hundeschule von Johanna Esser empfehlen. Dort findest du zum Thema Bellen gleich mehrere Module, die dir aus der Patsche helfen können.
Meistgelesene Artikel: