Ob ein Hund mit offenen oder geschlossenen Augen stirbt, ist meist von der jeweiligen Ausgangssituation beim Todeszeitpunkt abhängig. Ein wacher Hund stirbt also häufig mit offenen Augen während ein schlafender Hund die Augen meist geschlossen hat.
Offene Augen sind demnach kein Indiz dafür, dass ein Hund beim Tod gelitten hat.
Denn selbst beim Einschläfern haben viele Hunde ihre Augen geöffnet. Und diese Art des Sterbens ist per Definition komplett schmerzfrei. [1]
Genauso bedeuten geschlossene Augen nicht automatisch, dass der Hund einen friedvollen Tod hatte. Mit dieser Frage solltest du dich aber sowieso nicht herumplagen.
Ein kurzer Anruf bei meinem Tierarzt des Vertrauens hat das bestätigt:
“Ich bin seit über 30 Jahren als Tierarzt tätig und habe viele Hunde sterben sehen. Ein wirkliches Muster hat sich hier nicht gezeigt. Vielmehr entscheidet die Ausgangssituation beim Sterben, ob die Augen offen oder geschlossen sind. Sind die Hunde wach, dann bleiben die Augen auch meist offen. Schlafen die Hunde, dann bleiben die Augen überwiegend geschlossen.”
Warum schließen sich die Augen nach dem Tod nicht automatisch?
Genauso wie bei uns Menschen verhindern Muskeln, dass sich die Augen nicht automatisch schließen. Denn sowohl das Öffnen als auch das Schließen wird von Muskeln kontrolliert.
Was viele nicht wissen? Der neutrale Zustand des Auges ist weder offen, noch geschlossen, sondern halb offen. Bei Menschen ist das übrigens gleich.
Denn für das Öffnen und Schließen der Augenlider sind zwei entgegengesetzte Augenringmuskeln verantwortlich. Die lateinischen Namen erspare ich dir an der Stelle.
Beim Tod erschlaffen diese Muskeln häufig, sodass das Augenlid des Hundes entweder seine Position beibehält oder in den halboffenen, neutralen Zustand übergeht.
Anders ausgedrückt: War der öffnende Augenmuskel zuletzt aktiv, dann bleiben die Augen nach dem Tod meist offen – und umgekehrt.
Wenn der Hund beim Tod schockiert war und die Augen sehr stark aufriss, dann bleiben die Augen danach auch häufig sehr weit geöffnet. Das ist häufig bei Autounfällen zu beobachten.
Schon gewusst? Welpen werden blind und stumm geboren. Sie sind also nach der Geburt voll und ganz auf ihren Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn angewiesen.
Was ist häufiger: Offene oder geschlossene Augen?
Studien an Hunden stehen dazu noch auch. Auch bei Menschen gibt es zu diesem Thema bislang nur eine einzige Studie. Genauer gesagt wurden 100 Patienten in einem Krankenhaus untersucht.
Demnach hatten 63% die Augen nach dem Tod geschlossen und 37% die Augen halb offen.
Rein rational müsste das Ergebnis eher anders herum aussehen. Denn Menschen schlafen nur rund 8 Stunden pro Tag – also rund 33% der Zeit.
Wenn offene Augen bei Toten also wirklich primär von der Ausgangssituation abhängig sind, dann müssten statistisch offene Augen deutlich häufiger eintreten.
Grund für diese Verzerrung sind vermutlich die zahlreichen Medikamente, welche die Patienten vor dem Tod im Krankenhaus erhielten. Diese verlängern die Schlafzeit deutlich.
Aber was heißt das jetzt für Hunde?
Nun, Studien zufolge sollen Hunde durchschnittlich 11,2 Stunden pro Tag schlafen. Einige Rassen schlafen sogar bis zu 18 Stunden, anderen wiederum reichen 8 Stunden aus. [3]
Demnach müssten durchschnittlich rund 47% aller toten Hunde die Augen geöffnet haben.
Schon gewusst? Einige Hunde schlafen und träumen auch häufig mit offenen Augen. Bei sehr lebhaften Träumen bewegen sich sogar die Pupillen mit.
Warum lassen sich die Augen häufig nicht schließen?
Eines vorweg: Die typische Szene aus Filmen, bei denen die Augenlider von Menschen und Hunden durch ein leichtes Streichen geschlossen werden, ist absoluter Quatsch.
In einigen Fällen lassen sich die Augen nicht einmal mit Gewalt schließen. Die zwei Hauptgründe hierfür sind:
- Augentrockenheit: Die Augenflüssigkeit trocknet nach dem Tod und klebt an das Augenlid.
- Leichenstarre: Die Muskeln am Auge versteifen, sodass sich das Augenlid weder öffnen, noch schließen lässt.
Ganz schließen lassen sich offene Augen bei toten Hunden so gut wie nie. Denn da die neuronale Aktivität beim Tod abrupt stoppt, kann auch der Muskeln nicht mehr aktiviert werden.
Neben geöffneten Augen kommt es zudem auch häufiger zu folgenden Symptomen:
- Pupillen vergrößern sich
- Augen werden glasig
- Lederhaut (das Weiße im Auge) wird dunkler
- Tunnelblick setzt ein
Schon gewusst? Es ist bisher noch völlig unklar, ob Hunde überhaupt wissen, dass sie bald sterben werden. [5]
Bedeutung offener Augen bei toten Hunden
Rein faktisch bedeuten geöffnete Augen lediglich, dass der Hund bei seinem Todeszeitpunkt höchstwahrscheinlich wach war. Auf spiritueller Eben gibt es jedoch noch weitere Interpretationen.
Laut dem chinesischen Glauben wird jeder Hund nach dem Tod verurteilt. Hat er überwiegend gute Taten vollbracht, dann darf er in den Himmel.
Waren seine Taten dagegen überwiegend schlecht, dann wird er mit der Hölle bestraft. Offene Augen bedeuten in diesem Fall, dass das Urteil kein friedliches war.
Oder anders ausgedrückt: Der Gesichtsausdruck soll die letzte Reaktion der Seele sein, bevor sie in den Himmel oder die Hölle emporsteigt.
In anderen Kulturen bedeuten offene Augen bei toten Hunden, dass der Teufel dadurch die Welt der Lebenden sieht. Folglich soll jeder markiert werden, der vom Toten umgebend ist.
Aus diesem Grund werden auch häufig die Augen nach dem Tod geschlossen.
Unserer Meinung nach gibt es nach dem Tod eines Hundes jedoch Wichtigeres, als sich um die offenen Augen verrückt zu machen.
Meistgelesene Artikel: