Hunde sehen die Welt im Vergleich zu Menschen nur in Blau-, Gelb- und Grautönen. Zudem ist ihre Fernsicht rund 4-fach schlechter. Dafür sehen sie im Dunkeln rund 5 Mal heller, können relevante Objekte besser unterscheiden und schnelle Objekte sowie ihre Umgebung schärfer wahrnehmen.
Blinde Hunde verfügen zudem über einen weitaus besseren Orientierungssinn als sehbehinderte Menschen. Denn Hunde sind sogenannte Nasentiere (“Makrosmatiker”).
Ihre Nase ist das primäre Sinnesorgan, mit dessen Hilfe sie ihre Umwelt wahrnehmen. Und diese ist in Abhängigkeit der Rasse bis zu 100.000 Mal besser als bei Menschen. [1]
Zudem hören Hunde auch bis zu 4-mal weiter in die Ferne und können auch Ultraschall wahrnehmen. Sie sind daher deutlich weniger auf ihre Sicht angewiesen. [2]
Im Gegensatz dazu benutzen Menschen primär ihre Augen, um sich in der Welt zurechtzufinden. In manchen Kategorien ist ihr Sehvermögen auch den Hunden überlegen:
Kategorie | Wer ist besser? |
---|---|
Farberkennung | Menschen |
Nachtsicht | Hunde |
Indirektes Sehen | Hunde |
Fernsicht | Menschen |
Bewegungssehen | Hunde |
Direktes Sehen | Menschen |
Selektives Sehen | Hunde |
Du kannst mit einigen der obigen Begriffe nichts anfangen? Kein Problem. Lass uns deshalb die Kategorien Schritt-für-Schritt gemeinsam durchgehen
#1 Menschen sehen Farben besser
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Hindernisse bei Hunde-Wettbewerben nahezu immer blau, gelb oder weiß sind?
Das liegt daran, dass Hunde sogenannte “Dichromaten” sind. Sie haben also nur lediglich 2 Farbzereptoren im Auge – und zwar Blau und Gelb.
Heißt konkret: Anstatt einer kunterbunten Welt sehen Hunde in Summe nur 10.000 verschiedene Farben. Dazu gehören neben Blau- und Gelb- auch alle Grautöne. [3]
Wenn Hunde nur schwarz-weiß sehen könnten, dann wären folglich auch die Hindernisse in den Parcours in dieser Farbe. Das ist also nur ein Mythos.
Im Gegensatz dazu sind Menschen sogenannte “Trichromaten” – wir haben also ganze 3 Farbrezeptoren und können neben Blau und Geld auch Rottöne sehen. [4]
In Summe können wir dadurch satte 1 Million unterschiedliche Farben differenzieren. Also rund 100 Mal mehr als Hunde.
Jetzt weißt du im Übrigen auch, warum rote Hundespielzeuge keine gute Idee sind. Denn während wir es problemlos im grünen Gras sehen, ist es für Hunde nur schwer erkennbar.
3 Farbrezeptoren ist aber längst nicht das Maximum. Schmetterlinge verfügen über satte 6! Sie sehen also rund eine Trillion verschiedene Farben. [5]
Der Rekordhalter ist hier übrigens die sogenannte “Mantis-Garnele”. Sie verfügt über ganze 16 Farbrezeptoren und sieht damit 100 Quintillion verschiedene Farben.
Das ist eine 1 gefolgt von 32 Nullen. Stelle dir mal vor wie verrückt die Welt damit aussehen muss.
Während Hunde nur Blau-, Gelb- und Grautöne sehen können, nehmen Menschen auch sämtliche Rottöne wahr. Menschen können durch den zusätzlichen Farbrezeptor im Auge vergleichsweise rund 100 Mal mehr Farben voneinander unterscheiden.
#2 Hunde sehen nachts besser
Hunde sehen im Dunkeln rund 5 Mal heller als wir Menschen. Das haben sie von ihren Vorfahren geerbt. Denn Wölfe jagen zumeist in der Abenddämmerung und dem Morgengrauen. [6]
Also dann, wenn es relativ dunkel ist. Zudem dient die Nachtsicht auch dem eigenen Schutz. Denn um diese Uhrzeit sind auch andere Raubtiere wie beispielsweise Bären aktiv.
Warum uns Hunde hier so deutlich überlegen sind, geht auf die Anatomie ihrer Augen zurück. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen in den folgenden 3 Punkten:
- 1) Mehr Zapfen
Sowohl Menschen als auch Hunde haben im Auge viele Zapfen – also lichtempfindliche Zellen. Da Hunde davon viel mehr haben, können sie auch mehr Licht aufnehmen.
Im Bild oben siehst du wie die gleiche Umgebung für Hunde und uns Menschen aussieht. Was für uns also kaum mehr sichtbar ist, sehen Hunde immer noch ziemlich hell.
- 2) Größere Linsen und Pupillen
Bei Hunden und Menschen schwankt die Pupillengröße je nach Helligkeit. Im Dunkeln bringen es Menschen auf durchschnittlich 7 und im Hellen auf rund 3 mm. [6]
Im Gegensatz dazu ist allein die Linse von Hunden bis zu 4 Mal größer als die von Menschen. Es können daher bis zu 4 Mal mehr Sonnenstrahlen ins Auge eindringen. [7]
- 3) Reflektierende Schicht der Netzhaut
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die Augen von Hunden im Dunkeln leuchten, wenn du ihnen mit dem Auto entgegenfährst?
Das liegt am “Tapetum Lucidum” – einer speziellen Schicht in der Netzhaut der Hunde. Diese reflektiert die eintretenden Lichtstrahlen durch die Linse zurück nach außen.
Der Effekt? Die Augen von Hunden können dadurch rund doppelt so viele Lichtstrahlen aufnehmen als bei Menschen. Wir haben diese Schicht übrigens nicht. [8]
Die dunkle Abenddämmerung sowie der Morgengrauen sieht für Hunde also deutlich heller aus. Sie können daher auch problemlos Frisbees unter diesen Bedingungen fangen.
Im kompletten Dunkel sehen Hunde dagegen auch nichts. Denn ihre Augen verstärken lediglich das vorhandene Licht. Also in etwa gleich wie ein Nachtsichtgerät.
Ein lichtdichter Raum sieht für sie ebenfalls komplett schwarz aus. Sie können sich aufgrund ihrer überlegenen Spürnase und ihrem Gehör aber dennoch besser darin orientieren.
Hunde sehen im Vergleich zum Menschen im Dunkeln rund 5 Mal heller. Grund dafür sind ihre größeren Pupillen, ihre größere Anzahl an Zapfen sowie ihre reflektierende Netzhaut. In kompletter Dunkelheit und ohne jeglichen Sonnenstrahlen sehen Hunde aber ebenfalls nur schwarz.
#3 Hunde sehen ihre Umwelt besser
Während Menschen besser geradeaus sehen können (“foveales Sehen”) sind Hunde beim indirektem Sehen (“peripheres Sehen”) überlegen.
Die Hauptgründe dafür sind:
- 1) Weiterer Augenabstand
Der durchschnittliche Augenabstand von Menschen beträgt 6,2 cm. In Abhängigkeit der Körpergröße, Genetik und des Geschlechts schwanken die Werte aber zwischen 5,4 und 7,2 cm. [9]
Bei Hunden schwankt die Entfernung je nach Rasse deutlich stärker. Im Durchschnitt sollen die Augen aber ganze 7,7 cm voneinander entfernt sein.
In relativen Zahlen ausgedrückt: Bei Hunden ist der Augenabstand durchschnittlich 24% größer, wodurch folglich auch der Blickwinkel weiter ist.
- 2) Seitlichere Augenausrichtung
Die Augen von Hunden sind nicht nur weiter voneinander entfernt, sondern auch mit einem leichten Winkel nach außen gedreht.
Der große Vorteil dadurch ist, dass der natürliche Blickwinkel von Hunden bis zu 42% größer ist als der von Menschen. Sie sehen ihre Umwelt daher deutlich besser.
Dafür ist die frontale Sicht von Hunden im Vergleich schlechter. Das erklärt übrigens auch, warum Leckerlis nach einem Wurf von vorne häufig auf der Schnauze landen.
Im Klartext: Menschen haben durchschnittlich einen Blickwinkel von 190°. Wirklich scharf sind davon allerdings nur die 120° in der Mitte. [10]
Hunde verfügen dagegen in Abhängigkeit der Rasse über einen Blickwinkel von rund 240°-270°. Insbesondere Windhunde sind hier die Rekordhalter. [11]
Hunde haben von Natur aus einen um bis zu 42% größeren Blickwinkel und sehen daher ihre Umgebung im Vergleich zum Menschen deutlich besser. Dafür sind die Augen von Menschen präziser beim direkten, fovealen Sehen.
#4 Menschen sehen besser in die Ferne
Die sogenannte “Tiefenwahrnehmung” beschreibt unsere Fähigkeit, Dinge in 3D zu sehen. Denn nur dadurch können wir die Entfernung zu einem Objekt einschätzen.
Menschen ohne eine Sehschwäche verfügen durchschnittlich über eine Tiefenwahrnehmung von 20/20. Hunde nehmen die Tiefe dagegen nur in einem Verhältnis von 20/80 wahr. [12]
Heißt konkret: Was wir bereits von einer Entfernung von 80 Fuß (ca. 24 Metern) sehen können, sehen Hunde erst bei einer Distanz von 20 Fuß (ca. 6 Metern).
Wir Menschen sehen daher durchschnittlich rund 4 Mal besser in die Ferne als Hunde. [11]
Jeglicher Hundebesitzer springt vermutlich an dieser Stelle auf und behauptet: “Niemals! Das kann nicht sein. Mein Hund Jagd bereits einer Katze aus 100 Metern nach!
Ja, stimmt. Das geht allerdings nicht auf das Sehvermögen von Hunden zurück. Vielmehr ist dafür ihr exzellenter Geruchssinn sowie ihr aufmerksames Gehör verantwortlich.
Zum Vergleich: Hunde riechen unter guten Bedingungen bis zu 20 Kilometer weit und hören rund 4 Mal weiter in die Ferne als Menschen. [13, 14]
Das erklärt im Übrigen auch, warum selbst blinde Hunde noch über einen hervorragenden Orientierungssinn verfügen.
Menschen sehen im Vergleich zu Hunden rund 4-fach besser in die Ferne. In Kombination mit ihrem Gehör und ihrem Geruchssinn sind Hunde aber dennoch in der Lage, Objekte problemlos selbst aus weiter Ferne wahrzunehmen.
#5 Hunde sehen Bewegungen besser
Genauso wie ein Daumenkino aus einzelnen Bildern besteht, so setzt sich auch unser Sehvermögen aus einer Sequenz von Einzelbildern zusammen.
Unsere Augen können je nach Lichtverhältnis und individueller Aufmerksamkeit bis zu 60 Bilder pro Sekunde machen. Unsere “kritische Flickerfrequenz” liegt also bei 60 Hz. [15]
Hunde sehen dagegen bis zu 80 Bilder pro Sekunde – also rund 33% mehr. Sie können daher schnelle Objekte deutlich schärfer sehen als wir Menschen. [9]
Eine Haushaltsfliege sieht übrigens bis zu 250 Bilder pro Sekunde. Selbst schnelle Handbewegungen von uns sehen sie daher so scharf wie in Zeitlupe.
Das erklärt im Übrigen auch, warum alte Fernseher oft flimmern. Denn sie haben häufig weniger als 60 Hz, sodass wir die Pause zwischen der Bildsequenz sehen können.
Für Hunde ist es in der Praxis daher auch deutlich einfacher Frisbees oder sonstige Bälle zu fangen. Denn ihr natürlicher Sehreflex ist um ein gutes Stück besser.
Hunde sehen im Vergleich zum Menschen schnelle Objekte deutlich schärfer. Mit einer kritischen Flickerfrequenz von rund 80 Hz können sie daher auch Bälle und sonstige schnelle Objekte deutlich besser fangen.
#6 Hunde selektieren beim Sehen besser
Ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass plötzlich jeder einen roten Smart fährt, seitdem du dir deinen zugelegt hast?
Hier trickst dich dein Gehirn aus. Denn um nicht von all den Sinnesreizen überfordert zu sein, filtert dein Gehirn deine Wahrnehmung – das sogenannte “selektive Sehen”.
Menschen sind darin bereits echt gut. Im Vergleich zu Hunden ist ihr Filter aber deutlich gröber. Hunde nehmen daher von Natur aus nur die absolut relevanten Dinge wahr.
Heißt konkret: Während wir einen Raum mit einem Tisch, einem Sofa, bunten Blumen und einer Katze sehen, nehmen Hunde lediglich die Katze wahr.
Umso wichtiger ist es daher den Assistenzhunden wie beispielsweise Blindenhunden die Wichtigkeit “unwichtiger Dinge” beizubringen:
- Ein Bordstein
- Ein Zebrastreifen
- Ein ausparkendes Auto
Menschen haben daher auch ein besseres Auge für die kreativen Dinge wie Kunst, Mode und Design.
Hunde verfügen im Vergleich zum Menschen über ein besseres selektives Sehen. Ihre Wahrnehmung wird daher stärker gefiltert, sodass sie nur die absolut relevanten Dinge wahrnehmen. Menschen sehen dagegen auch “unwichtige” Kleinigkeiten.
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