Hunde hören im Vergleich zum Menschen lauter und können höhere Töne sowie die Umgebung besser akustisch wahrnehmen. Der menschliche Gehörsinn ist dagegen besser im Wahrnehmen tiefer Töne sowie beim Lokalisierung der Schallquelle.
Sowohl für Menschen als auch für Hunde ist das Gehör nicht die primäre Sinneswahrnehmung. Beim Menschen ist es die Sicht, bei Hunden der Geruchssinn.
Verallgemeinerungen wie “Hunde hören X-fach besser als Menschen”, halte ich im Übrigen für Unsinn. Denn die Hörfähigkeit schwankt je nach Kategorie sehr stark.
Hier zunächst ein grober Überblick:
Fähigkeit | Wer ist besser? |
---|---|
Leise Töne hören | Hunde |
Höhe Töne hören | Hunde |
Tiefe Töne hören | Menschen |
Die Umgebung hören | Hunde |
Töne lokalisieren | Menschen |
Dann lass uns nun die einzelnen Kategorien gemeinsam in der Tiefe durchgehen.
#1 Hunde hören lauter
Im Vergleich zum Menschen hören Hunde rund 4-fach weiter in die Ferne. Sie können damit Dinge von 100 Metern Entfernung wahrnehmen, die wir nur von 25 Metern hören würden. [0]
In Zahlen ausgedrückt: Menschen können Töne nur über einer Lautstärke von 0 Dezibel hören. Hunde hören dagegen auch Geräusche von bis zu -15 Dezibel.
Für Hunde sind daher auch schon Geräusche ab 85 Dezibel schmerzhaft (z.B. ein Haarföhn), während Menschen bis zu 130 Dezibel ertragen können (z.B. ein Düsenjet).
Die Gründe dafür sind zweierlei:
- 1) Hunde haben eine größere Ohrmuschel
Die durchschnittliche Größe der Ohrmuschel von ausgewachsenen Menschen beträgt Studien zufolge 6,3 cm. [1]
Je nach Rasse ist diese bei Hunden um ein Vielfaches größer. Damit können sie auch deutlich mehr Schallwellen zum Ohr trichtern.

Die längsten Ohren wurden im Übrigen bei einem Bloodhound gemessen. Mit satten 34,9 cm ist er der Weltrekordhalter unter Hunden. [2]
Die alleinige Ohrenlänge ist allerdings nur dann aussagekräftig über das Gehör, wenn es sich um Stehohren handelt.
Hunde mit Schlappohren hören im Allgemeinen schlechter. Denn hier blockiert die Ohrmuschel den Eingang zum Gehörgang. [3]
- 2) Hunde können ihre Ohren besser ausrichten
In Summe verfügen Hunde über 18 Muskeln, mit deren Hilfe sie ihre Ohrmuschel zur Schallquelle ausrichten können.
Damit können sie ihre Ohren drehen, heben, biegen und senken. Zudem können sie beide Ohren auch völlig unabhängig voneinander bewegen. [4]
Die Ohren von Menschen sind mit nur 6 Muskeln deutlich starrer. Katzen verfügen im Übrigen über ganze 30 verschiedene Muskeln an den Ohren.
Ihre Ohren wirken also wie eine Art “Verstärker”. Das erklärt im Übrigen auch, warum laute Maschinen, Feuerwerk oder Schüsse bei Hunden häufig akustischen Stress verursachen.
Hunde haben eine bis zu 5,5-fach größere Ohrmuschel und verfügen über 3 Mal mehr Muskeln an den Ohren, um diese zur Schallquelle auszurichten. Aus anatomischen Gründen können sie damit im Vergleich bis zu 4-fach weiter in die Ferne hören als Menschen.

#2 Hunde hören mehr Töne
Töne sind im Wesentlichen nur vibrierende Luft. He langsamer die Luft schwingt, desto tiefer der Ton, und je schneller, desto höher nehmen wir das Geräusch wahr.
Menschen können Töne mit einer Frequenz zwischen 20 Hz und 20.000 Hz wahrnehmen. Hunde können dagegen Frequenzen zwischen 67 Hz und 45.000 Hz hören. [5]
Sie hören also mehr als doppelt so hohe Klänge, aber dafür weniger tiefe Töne. Die tiefste Note auf einem Klavier hat übrigens 28 Hz und ist damit für Hunde nicht hörbar.
Frequenzen über 20 kHz werden als “Ultraschall” bezeichnet, da sie für Menschen nicht hörbar sind. Hunde können dagegen auch problemlos Ultraschall hören.
Die Gründe für diese Unterschiede sind evolutionärer Natur. Denn Wölfe, die Vorfahren von Hunden, gehen bei Futtermangel auch auf die Jagd nach Mäusen und sonstigen Nagetieren.
Es ist daher überlebenswichtig, dass sie auch ein hohes Quieken akustisch wahrnehmen können. Das erklärt im Übrigen auch, warum Hunde Erdbeben deutlich früher spüren.

Die hörbare Frequenz nimmt im Alter stark ab. Das erklärt, warum Kinder bis zu 20 kHz hören und Erwachsene meist nur noch Töne zwischen 15-17 kHz. [7]
Bei Hunden schwanken die Werte ebenfalls stark zwischen den jeweiligen Rassen. Die höchsten Töne können Studien zufolge die folgenden 3 Rassen wahrnehmen:
- Pudel
- Bernhardiner
- Chihuahua [8]
Das Interessante dabei? Keine dieser Rassen hat besonders große Ohren. Zudem hat von diesen Hunden nur der Chihuahua abstehende Ohren – der Rest hat dagegen Schlappohren.
Im Vergleich zum Mensch hören Hunde mit bis zu 45 kHz rund doppelt so hohe Töne. Menschen können hingegen auch tiefere Töne zwischen 20 und 67 Hz wahrnehmen. Die hörbare Frequenz schwankt jedoch zwischen den jeweiligen Rassen relativ stark.
#3 Hunde hören besser um sich herum
Die Ohren von Menschen sind relativ starr zu Seite fixiert und befinden sich auf Höhe der Kopfmitte. Zudem stehen unsere Ohrmuscheln in einem leichten Winkel nach vorne.
Wir hören daher Töne am besten, die von einem Winkel von rund 70° frontal von links oder rechts kommen. Geräusche hinter uns (180°) nehmen wir am schlechtesten wahr.
Bei Hunden sind die Ohren nicht nur drehbar, sondern befinden sich auch auf dem Kopf. Sie können daher ihre Umgebung deutlich besser hören.
Nicht umsonst werden Satellitenschüssel zumeist auf dem Dach installiert und nicht an der Hausseite. Denn dort ist der Empfang schlicht am besten.

Das erklärt im Übrigen auch, warum wir unseren Kopf instinktiv zur Seite drehen, um Geräusche besser verstehen zu können.
Schallwellen transferieren aber nicht nur den Ton selbst, sondern verraten dir auch den Ort der Schallquelle. Und genau hier ist das menschliche Gehör deutlich überlegen.
Zum Vergleich:
- Menschen können Töne in 360 verschiedene Richtungen lokalisieren.
- Bei Hunden ist der Ort mit nur 45 möglichen Richtungen deutlich ungenauer.
Menschen können die Position der Schallquelle also rund 8 Mal genauer bestimmen. [9]

In Winkeln ausgedrückt: Menschen können mit einer Genauigkeit von 1° lokalisieren, während sich bei Hunden alles innerhalb von 8° gleich anhört.
Grund hierfür ist die Signalverarbeitung in unserem Gehirn. Denn mit der Rechenleistung unseres Gehirns kann kaum ein anderes Lebewesen mithalten. [10]
Hunde können durch die Flexibilität und Lage der Ohren im Vergleich zum Menschen deutlich besser ihre Umgebung hören. Menschen können hingegen durch die bessere Verarbeitung der Frequenzen im Gehirn die Schallquelle rund 8 Mal besser lokalisieren.

#4 Hunde hören Tiere besser
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du deinen Namen problemlos in einer lauten Menschenmenge heraushören kannst?
Das liegt daran, dass du für dieses Wort eine gewisse Sensitivität entwickelt hast. Den gleichen Effekt gibt es nicht nur bei Hunden, sondern auch bei der Tonhöhe.
Menschen und Hunde sind also für gewisse Frequenzen sensitiver und nehmen andere hingegen weniger stark wahr:
- Menschen sind am sensitivsten für Töne zwischen 2.000 und 5.000 Hz [11]
- Hunde haben ihre maximale Sensitivität zwischen 4.000 und 16.000 Hz [12]
Auch hier sind die Gründe evolutionär bedingt. Denn die meisten Beutetiere von Wölfen geben Geräusche in dieser Tonhöhe von sich.

Darüber hinaus können Hunde deutlich besser unterschiedliche Töne voneinander unterscheiden. Sie nehmen ca. 8 verschiedene Töne zwischen dem C und D einer Oktave wahr.
Das Problem? Unsere Stimme liegt außerhalb des sensitiven Bereichs von Hunden:
- Männerstimme: 85 – 180 Hz
- Frauenstimme: 165 – 255 Hz [13]
Hunde hören Frauen daher besser als Männer. Je höher und lauter du demnach Kommandos aussprichst, desto deutlicher können sie von Hunden wahrgenommen werden.
Im Vergleich zum Menschen nehmen Hunde höhere Töne zwischen 4-16 kHz um ein Vielfaches lauter wahr. Sie hören damit die alltäglichen Geräusche von Beutetieren deutlich präziser. Menschen hören dagegen Frequenzen zwischen 2-5 kHz am besten.
#5 Hunde sind häufiger taub
Studien zufolge sind Hunde im Vergleich zu Menschen deutlich häufiger von Geburt an taub.
Genauer gesagt sollen ganze 10,2% aller Welpen davon betroffen sein. 8,2% davon werden einseitig taub geboren und rund 2% beidseitig. [14]
Bei Menschen sind dagegen Statistiken zufolge nur rund 3% betroffen. Rund 1,1% sind einseitig taub, die restlichen 1,9% auf beiden Seiten. [15]

Grundsätzlich reicht zum Hören der Töne ein einziges Ohr völlig aus. Um Geräusche jedoch zu lokalisieren, sind beide Ohren notwendig.
Es gibt übrigens auch einige wenige Rassen wie beispielsweise den “Rajapalayam”, die von Natur aus taub zur Welt kommen und erst beim Reifen den Gehörsinn entwickeln.
Zudem variiert die Wahrscheinlichkeit einer Taubheit je nach Rasse sehr stark. Am häufigsten betroffen sind Studien zufolge die folgenden Hunde:
Hunderasse | Einseitig taub | Beidseitig taub | Insgesamt taub |
---|---|---|---|
Louisiana Catahoula Leopard Dog | 17% | 22% | 39% |
Dalmatiner | 21% | 7% | 28% |
Dogo Argentino | 21% | 6% | 27% |
Australian Cattle Dog | 12% | 3% | 15% |
English Setter | 10% | 2% | 12% |
Bullterrier | 10% | 1% | 11% |
Boston Terrier | 5% | 4% | 9% |
Jack Russel Terrier | 5% | 3% | 8% |
Den besten Gehörsinn haben im Übrigen die folgenden Rassen:
- Labrador Retriever
- Deutscher Schäferhund
- Pudel
- Amerikanischer Cocker Spaniel
- Golden Retriever
- Boston Terrier
- Chihuahua
- Zwergpinscher
- Schnauzer
- Französische Bulldogge [17]
Früher musste man Hunde übrigens für einen Hörtest dazu trainieren, beim Hören eines Tons einen Knopf zu drücken. Heutzutage geht das durch den “BAER”-Test deutlich einfacher.
Denn durch das Platzieren dünner Elektroden am Kopf kann völlig automatisch und schmerzfrei getestet werden, ob und wie gut ein Hund hört.
Hunde sind durchschnittlich rund 3,4-fach häufiger von Taubheit betroffen als Menschen. Jeder zehnte Hund soll Studien zufolge mindestens auf einem Ohr taub sein. Bei Menschen ist dagegen statistisch nur eine von 33 Personen betroffen.
Diese Themen sind ebenfalls super spannend:
Meistgelesene Artikel: