Wenn Hunde trotz Gassi in die Wohnung machen, dann ist das meist ein Zeichen unzureichenden Trainings oder fehlendem Fokus während dem Spazierengehen. Unter Umständen kann es auch auf Angst, Stress oder gar medizinische Probleme hinweisen.
Hier geht es zunächst auf Ursachenforschung zu gehen. Denn je besser du die Ursache verstehst, desto besser kannst du das Problem an der Wurzel beheben.
Im Folgenden lernst du über die 11 häufigsten Ursachen, woran du sie erkennst und was im konkreten Fall als Lösung empfohlen wird.
#1 Bestehender Uringeruch
Je nach Rasse besitzen Hunde bis zu 60 Mal mehr Geruchsrezeptoren als Menschen. Sie können damit bis zu 100.000 Mal besser riechen als wir. [1]
Das erklärt auch, warum bei Hunden nicht die Augen, sondern die Nase das primäre Sinnesorgan ist. Aber was hat das jetzt mit der fehlenden Stubenreinheit zu tun?
Ganz einfach. Wenn dein Hund altes Pipi oder Kot in der Wohnung riecht, dann signalisiert es ihm, dass das ein geeigneter Ort ist, um sich zu entleeren.
Sollte dein Hund also nach dem Spaziergang in die Wohnung machen, dann kann eine intensive Reinigung helfen. Hier empfehle ich folgende bombensichere Vorgehensweise:
- 1) Werde bei “Unfällen” sofort tätig, anstatt den Geruch einziehen zu lassen.
- 2) Wische das Gröbste mit normalem Küchenpapier auf.
- 3) Sprühe anschließend BactoDes (von Amazon) auf die Stelle und lass es einwirken.
- 4) Tupfe die Stelle mit Küchenpapier trocken.
BactoDes ist nicht umsonst der Bestseller bei Amazon. Denn es wurde genau dafür entwickelt, um selbst kleinste Geruchsspuren zu neutralisieren.
Wenn Hunde in der Wohnung alte Überreste von Urin oder Fäkalien riechen können, dann kann das falsche Signale senden. Damit der Vierbeiner trotz Gassi nicht mehr in die Wohnung macht, ist daher eine intensive Reinigung mit einem Geruchsneutraler sinnvoll.
#2 Harnwegsinfektion
Immer dann, wenn sich zu viele “schlechte” Bakterien im Harntrakt ansammeln und vermehren, dann kann es zu einer Entzündung kommen – die “Harnwegsinfektion”.
Aus anatomischen Gründen sind Hündinnen davon viel häufiger betroffen. Denn ihre Harnröhre ist deutlich kürzer, sodass Bakterien von Außen leichter ins Innere gelangen.
Äußern tut es sich meist durch eine plötzliche Inkontinenz, sodass betroffene Hunde manchmal in die Wohnung pinkeln, obwohl sie draußen waren. Weitere klassische Symptome sind:
- Ständiger Harndrang
- Trüber Urin
- Winseln beim Pinkeln
- Urin des Hundes stinkt
- Häufiges Ablecken des Intimbereichs
- Hund verliert Pipi [2]
Statistiken zufolge sollen rund 14 % aller Besuche beim Tierarzt auf eine Harnwegsinfektion zurückgehen. Es gehört damit zu den häufigsten Beschwerden bei Hunden. [3]
Zur Behandlung wird hier primär Antibiotika eingesetzt und eine hohe Trinkmenge empfohlen. Damit sollten die Beschwerden innerhalb weniger Tage verschwunden sein.
Hunde mit einer bestehenden Harnwegsinfektion machen unabsichtlich häufiger selbst nach dem Spaziergang in die Wohnung. Das liegt allerdings nicht an der fehlenden Stubenreinheit, sondern daran, dass die Vierbeiner aufgrund der Entzündung ihren Urin nicht einhalten kann.
#3 Unzureichendes Training
Viele Erstbesitzer erwarten, dass das Thema Stubenreinheit wie das Schuhbinden ist. Wenn es einmal klappt, dann soll es auch in Zukunft von nun an immer klappen.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Denn der Prozess verläuft schleichend. Während der Übergangsphase kann es daher auch häufiger zu Unfällen kommen. Das ist normal.
Als “stubenrein” gilt ein Hund meist erst dann, wenn er es für einen ganzen Monat gemeistert hat. Genau bis zu diesem Punkt schleichen sich auch zwei häufige Trainingsfehler ein:
- Fehlende Bestrafung: Es kommt kein klares “Nein”-Kommando, wenn der Hund trotz Gassi in die Wohnung macht.
- Fehlende Belohnung: Anstatt nur den Unfall drinnen zu bestrafen, kannst du auch zusätzlich jeden Stuhlgang draußen mit einem Leckerli belohnen.
Damit motivierst du deinen Vierbeiner auf beiden Seiten. Denn Hunde wiederholen bekanntlich Verhalten, das belohnt wird und vermeiden Verhalten, das bestraft wird. [4]
Solltest du hier nicht weiterkommen, dann kann ich dir die Online Hundeschule von Johanna Esser empfehlen. Dort findest du genau dazu gleich mehrere praktische Übungen.
Wenn junge Welpen nicht ausreichend trainiert werden, dann machen sie teilweise auch nach dem Spaziergang in die Wohnung. Hier gilt es das schlechte Verhalten verbal zu bestrafen und das gute Verhalten zu belohnen. Der Rest kommt durch die Konstanz.
#4 Schwache Blase
Wenn umgangssprachlich von einer “schwachen Blase” die Rede ist, dann ist damit nicht die Blase, sondern der Schließmuskel gemeint. Die häufigsten 3 Ursachen davon sind:
- Kastration
Für die Steuerung der Schließmuskel ist unter anderem das weibliche Sexualhormon “Östrogen” notwendig. Eine Kastration kann jedoch den Östrogenspiegel stark senken.
Denn bei Weibchen werden bei der Kastration die Eierstöcke entfernt. Und das ist die primäre Produktionsstätte des Hormons. Bei Rüden ist das dagegen weniger relevant. [5]
- Junges Alter
Bei jungen Welpen müssen die Schließmuskeln zunächst ausreifen. In den ersten Wochen kann es deshalb vorkommen, dass sie trotz des Gassigehens in die Wohnung machen.
- Hohes Alter
Im hohen Alter lassen nicht nur die Hormone nach, sondern auch die Muskelkraft an sich. Einige Vierbeiner leiden teilweise auch an Demenz und vergessen die Regeln.
In solchen Fällen rate ich zu solchen Hundewindeln. Sie eignen sich sowohl für Welpen als auch ausgewachsene Hunde, sind wiederverwendbar und halten absolut dicht.
Durch eine Kastration, junges Alter oder ein hohes Alter funktionieren die Schließmuskel des Hundes häufig nicht einwandfrei. Das kann zur Folge haben, dass sie in die Wohnung machen, obwohl sie draußen waren. Zur Not können hier gewisse Hilfsmittel helfen.
#5 Angst & Stress
“Ich hab mir vor Angst fast in die Hose gemacht” – Diese Redewendung hat hormonelle Gründe. Denn bei Angst und Stress werden Stresshormone sowie Adrenalin ausgeschüttet.
Typische Auslöser für diese Emotionen bei Hunden sind laute Haushaltsgeräte, die Angst vor dem Alleinsein, ein unbekanntes Umfeld, starke Trauer oder traumatische Erlebnisse. [6]
Am anfälligsten sind dafür vor allem sensible Vierbeiner wie beispielsweise alle Arten von Schoßhunden. Auch der Stuhlgang wird von diesen Hormonen beeinträchtigt:
- Hund vergisst vor Angst draußen das Geschäft zu machen und macht es deshalb nach dem Gassi drinnen.
- Hund pinkelt vor Angst oder starkem Stress in die Wohnung, obwohl er weiß, dass er das nicht darf.
Bei sehr kälteempfindlichen Rassen können auch schlicht die tiefen Temperaturen zu starkem Stress führen. Zu erkennen ist das oft an einem körperlichen Zittern.
Zudem ziehen betroffene Hunde meist die Rute ein und verhalten sich unruhig. Die Lösung ist hier den Auslöser für diese Emotionen herauszufinden und proaktiv daran zu arbeiten.
Starke Angst oder chronischer Stress kann bei Hunden dazu führen, dass sie draußen ihr Geschäft vergessen und nach dem Spaziergang in die Wohnung machen. Zu erkennen ist das meist an der Körperhaltung des Hundes. Zur Lösung sollte der Trigger entfernt werden.
#6 Nierenerkrankung
Die Niere sorgt dafür, dass Gift- und Abfallstoffe über den Urin ausgeschieden werden können. Es ist daher zusammen mit der Leber das zentrale Entgiftungsorgan.
Probleme mit den Nieren können bei Hunden daher auch Auswirkungen auf den Harndrang haben. Zu den häufigsten Auslösern gehören hier:
- Bakterielle Infektion
- Nierensteine
- Schlucken toxischer Stoffe
- Hitzeschlag
- Nierenkrebs [7]
Zu erkennen ist es oft daran, dass der Hund viel trinkt und häufig nach draußen muss. Teilweise pinkeln sie auch sogar nach dem Gassi ins Haus. Weitere Symptome sind:
- Chronischer Durchfall
- Häufiges Erbrechen
- Metallischer Mundgeruch
- Hund verliert Gewicht
- Appetitlosigkeit
- Übelriechender Urin [8]
Die Unfälle im Haus sind hier also nur ein Symptom. Bei Verdacht rate ich den Tierarzt aufzusuchen. Die Behandlung richtet sich anschließend nach der vermuteten Ursache.
Wenn Hunde mit Nierenproblemen zu kämpfen haben, dann kann das auch zu einer plötzlichen Inkontinenz führen. Oftmals macht es sich daran erkennbar, dass Hunde nicht nur ständig pinkeln müssen, sondern auch trotz des Spaziergangs in die Wohnung machen.
#7 Unterwürfigkeit
Hunde stammen bekanntlich von Wölfen ab. Und bei Wölfen ist ein eigenes Revier überlebenswichtig. Nur so ist gewährleistet, dass sie genügend Futter und Wasser haben.
Aus diesem Grund haben Hunde auch nach wie vor ein Territorialverhalten, sodass sie das eigene Revier verteidigen. Gleichzeitig bilden Hunde auch instinktiv eine Hierarchie.
Der Alpha ist im Haushalt meist das Herrchen. Und alle anderen Familienmitglieder ordnet dein Vierbeiner dann ganz automatisch als Betas, Gammas oder Deltas ein.
Das Problem? Einige Hunde haben ein solch niedriges Selbstvertrauen, dass sie sich stets ganz unten in der Hierarchie einordnen und sich jedem und allem unterwerfen.
Die Folge? Sie trauen sich nicht außerhalb des Hauses ihr Geschäft zu machen, da das eine Bedrohung des Reviers eines anderen Vierbeiners sein könnte. [10]
Und wenn es ihnen draußen zu unangenehm ist und dann zu Hause die Blase drückt, dann machen sie auch teilweise nach dem Gassigehen ins Haus. Allerdings nicht mit Absicht.
Die Lösung? Hier gilt es durch positive Feedbackmethoden das Selbstvertrauen des Vierbeiners schrittweise aufzubauen. In der Zwischenzeit rate ich woanders Gassi zu gehen.
Hunde mit fehlendem Selbstvertrauen bedrohen das Revier anderer Hunde durch ihren Pipi oder Kot nur sehr ungern. Aus diesem Grund verdrücken sie es sich häufiger während dem Spazierengehen und machen dann anschließend ins Haus, obwohl sie zuvor draußen waren.
#8 Fehlender Fokus
Wusstest du, dass Hunde sogenannte “Makrosmatiker” sind? Das bedeutet, dass sie ihre Umwelt primär mit ihrer Nase erschnüffeln, anstatt wie Menschen die Augen zu benutzen.
Erkennen kannst du es spätestens daran, wenn sie mit der Schnauze am Boden laufen und ständig ihre Richtung ändern. Dazu kommt, dass ihre Sinne um ein Vielfaches besser sind:
- Hunde sehen im Dunkeln 5 Mal heller und haben einen Blickwinkel von bis zu 270°. [11]
- Sie hören bis zu 4 Mal weiter in die Ferne und nehmen selbst Ultraschall-Töne wahr. [12]
- Sie riechen unter guten Bedingungen bis zu 20 km in die Ferne und je nach Rasse bis zu 100.000 Mal besser. [13]
Das Resultat? In der falschen Umgebung werden Hunde sehr schnell von Sinneseindrücken überflutet. In der Praxis kann das dazu führen, dass sie ihren Fokus komplett verlieren.
Einige Vierbeiner vergessen daher vor lauter Reizen ihr Geschäft draußen zu erledigen und machen stattdessen danach ins Haus. Genauso einfach ist aber auch die Lösung.
Um das zu vermeiden, solltest du Hundeparks und neue Umgebungen meiden. Gehe stattdessen in bekannte, ruhige Gebiete und laufe ganz bewusst im Kreis.
Wenn Hunde während dem Gassigehen mit neuen Sinnesreizen überflutet werden, dann vergessen sie vor lauter Aufregung teilweise ihre Prioritäten. Unter anderem kann das dazu führen, dass sie trotz des Spazierengehens anschließend in die Wohnung machen.
#9 Hormonelle Störungen
Bei nahezu allen Säugetieren wird die Produktion von Urin zu einem gewissen Teil hormonell gesteuert. Folgende hormonelle Störungen können deshalb auch zugrunde liegen:
- Cushing-Syndrom
Diese Erkrankung führt dazu, dass zu viele Stresshormone produziert werden. Das hat wiederum auf Umwegen zur Folge, dass Hunde abnormal hohe Mengen an Wasser trinken.
Betroffene Vierbeiner müssen daher überdurchschnittlich oft pinkeln. Weitere klassischen Symptome sind ein ständiges Hecheln, plötzlicher Haarausfall und Antriebslosigkeit.
- Addison-Krankheit
Diese Erkrankung der Nebennieren führt dazu, dass die Produktion des Stresshormons “Cortisol” reduziert wird. Es ist also gewissermaßen das Gegenteil des Cushing-Syndroms.
Auch hier neigen betroffene Hunde zu einer erhöhten Trinkmenge, sodass sie teilweise auch nach dem Gassigehen drinnen ins Haus machen. Zudem verlieren viele auch Gewicht. [14]
- Diabetes
Hunde mit der Zuckerkrankheiten reagieren entweder nicht mehr ausreichend auf Insulin, oder produzieren von diesem Hormon schlicht zu wenig. Es gibt also 2 verschiedene Arten.
In der Praxis ist auch hier auffällig, dass die Vierbeiner sehr viel trinken, ständig pinkeln müssen und auch teilweise inkontinent werden. Zudem ist Appetitlosigkeit häufig.
Hunde mit dem Cushing-Syndrom, der Addison-Krankheit oder Diabetes trinken aufgrund einer hormonellen Störung abnormal viel. Bei betroffenen Hunden kommt es daher öfters vor, dass sie aufgrund einer drückenden Blase trotz des Spazierengehens in die Wohnung pinkeln.
#10 Fehlende Aufmerksamkeit
Zu den Grundbedürfnissen eines jeden Hundes gehört nicht nur Wasser und Futter, sondern auch tagtägliche Aufmerksamkeit, Auslauf sowie eine sichere Umgebung.
Wenn es ihnen an Aufmerksamkeit fehlt, dann werden sie gerne kreativ. Die meisten Hunde fangen dabei zu fiepen an, springen am Herrchen hoch oder halten stetigen Blickkontakt.
Kommt die tägliche Aufmerksamkeit trotz dieser Maßnahmen zu kurz, dann gehen insbesondere junge Hunde auch gerne noch einen Schritt weiter und werden zerstörerisch.
Ein zerfetzter Schuh und angenagte Möbelstücke sind hier typisch. Aus Verzweiflung machen auch einige Vierbeiner nach dem Spazierengehen in die Wohnung.
Dieses Verhalten ist ein indirekter Hilfeschrei, bevor die mangelnde Aufmerksamkeit dann in eine Depression umschwenken kann. Und ja, auch Hunde können davon betroffen sein.
Die Lösung? Suche geeignete Wege, wie du Tag für Tag deinem Vierbeiner ausreichend Aufmerksamkeit schenken kannst. Je fixer die Routine, desto besser. [15]
Wenn Hunde über einen längeren Zeitraum nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen, dann versuchen sie diese auf alle Wege zu bekommen. Unter anderem machen dann selbst stubenreine Hunde trotz des Gassigehens ins Haus. Hier gilt es das Grundbedürfnis zu stillen.
#11 Reviermarkierung
Wusstest du, dass Hunde regelmäßig ganz bewusst ihre Schnauze an ihr Herrchen drücken? Denn dadurch bleiben Duftstoffe an dir haften, die andere Hunde riechen können.
Und dieser Duft signalisiert dann anderen Vierbeinern, dass du bereits “vergeben” bist. Das ist alles Teil des Territorialverhaltens. Also ganz natürlich und kein Grund zur Sorge. [16]
Zum Problem wird es dann, wenn dein Hund im eigenen Haushalt eine “Bedrohung” wahrnimmt und sein Revier bedroht sieht. Typische Beispiele sind hier:
- Fremde Tasche oder Klamotten im Haus, die nach einem anderen Hund riechen.
- Neues Haustier, das sich am Futter des Hundes beteiligt.
- Neues Baby in der Familie, das plötzlich alle Aufmerksamkeit bekommt.
- Neuer Hund in der Nachbarschaft, der als deutlich stärker wahrgenommen wird.
In diesen Fällen pinkeln einige Hunde selbst nach dem Spazierengehen ganz bewusst ins Haus, um das eigene Revier zu markieren. Insbesondere bei Doggenarten ist das typisch.
Erkennen tust du es daran, dass dein Vierbeiner nicht wahllos auf den Boden macht, sondern gezielt beispielsweise Teppiche, Taschen, das Sofa, Möbel oder Wände markiert.
Bei einigen Hunden ist das Territorialverhalten so stark ausgeprägt, dass sie bei einer gefühlten Bedrohung selbst auch das eigene Haus markieren. In der Praxis machen sie daher ganz bewusst manchmal nach dem Gassi in die Wohnung, um ihr Revier zu markieren.
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