Hund knurrt Besucher an | Ursachen & Lösung [2024]


Wenn Hunde Besucher anknurren, dann ist dafür meist ihr Territorialverhalten oder Angst verantwortlich. In Einzelfällen kann es auch auf Eifersucht, Trainingsfehler, ihren Beschützerinstinkt oder bestehende Schmerzen zurückgehen.

Bei Kindern oder Senioren kann das gefährlich enden. Denn wenn sich diese vom Knurren erschrecken und stürzen, dann haftet der Hundebesitzer für sämtliche Schäden. [1]

Das erklärt im Übrigen auch, warum es in 15 der 16 Bundesländer in Deutschland Pflicht ist, für alle Hunde oder nur bestimmte Rassen eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.

Denn Personenschäden können sehr schnell in Millionenhöhe gehen. Und das selbst dann, wenn der Hund nur Besucher anknurrt und noch nicht einmal zubeißt.

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Ursachen

Knurren dient bei Hunden als Kommunikationsmittel und ist nie grundlos. Je besser du also die Ursache verstehst, desto höher stehen die Chancen, dass du das ändern kannst.

#1 Beschützerinstinkt

Bis heute werden Hunde in den größten Teilen der Welt noch immer primär als Wachhunde eingesetzt. Denn Kriminalität ist international nach wie vor ein großes Thema.

In Deutschland ist es dagegen im Vergleich extrem sicher. Und dennoch haben die meisten Rassen aufgrund ihrer Herkunft oder Vergangenheit einen starken Beschützerinstinkt.

Manche Rassen wie beispielsweise alle Doggenarten wurden sogar speziell gezüchtet, um beim Kontakt mit fremden Menschen zu bellen, zu knurren oder gar anzugreifen.

Hier dient das Knurren als Warnung. Wenn Besucher dennoch zu schnell zu nahe kommen, dann kann es sein, dass der Hund zuschnappt. Das Horrorszenario eines jeden Besitzers.

Knurrender Hund

#2 Fehlendes Feedback

Weder Menschen noch Hunde wurden mit einem Handbuch über Benimmregeln geboren. Sie müssen daher zunächst lernen welches Verhalten in Ordnung ist und welches nicht.

Aus diesem Grund ist es unglaublich wichtig, sowohl bei schlechtem als auch bei gutem Verhalten Feedback zu geben. Hunde sind hier zudem deutlich primitiver als Menschen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Feedback unmittelbar nach dem Anknurren des Besuchers kommt – ohne eine zeitliche Verzögerung. [2]

#3 Eifersucht

Als Faustformel kannst du dir merken: Je zutraulicher und liebevoller ein Hund ist, desto mehr neigt er tendenziell auch zur Eifersucht.

Das Problem? Bekommt nun plötzlich dein Gast deutlich mehr Aufmerksamkeit als dein Hund, dann wird er fremde Menschen stets als direkte Konkurrenz ansehen.

Zu den typischen Verhaltensweisen gehören hier Bellen, Knurren und Anspringen. Teilweise fangen Hunde auch aus Trotz zu pinkeln an, nur um auf sich aufmerksam zu machen. [3]

#4 Angst

Wenn Hunde nicht in frühen Jahren an den regelmäßigen Kontakt mit Menschen gewöhnt werden, dann stufen sie diese stets als eine potenzielle Gefahr ein.

Hier ist das Knurren bei Besuchern kein Zeichen der Aggression, sondern lediglich ein Hinweis auf Angst und Furcht. Bei Tieren aus dem Tierheim ist das sehr häufig.

Unter Umständen können auch Hormonstörungen wie beispielsweise das “Cushing-Syndrom” dafür verantwortlich sein. Hier kann der Tierarzt weiterhelfen.

Wichtig ist auch, dass Welpen nicht zu früh von ihrer Mutter getrennt werden. Denn ansonsten sind Angstzustände und Panik nahezu vorprogrammiert. [4]

#5 Unabsichtlicher Trainingsfehler

Hunde wiederholen bekanntlich primär Verhalten, das belohnt wird und vermeiden jenes, das bestraft wird. Diese Grundregel wird von Erstbesitzern häufig unterbewusst verletzt.

Denn wenn der Hund beispielsweise Besucher oder fremde Menschen anknurrt und anschließend mehr Aufmerksamkeit bekommt, dann wird er dieses Verhalten beibehalten.

Das Gleiche gilt für den Fall, wenn Besitzer aus Verzweiflung ihrem Hund ein Leckerli geben, um das Knurren zu unterbinden. Dadurch assoziiert er Knurren mit einer Belohnung.

Zudem wird bei jungen Welpen häufig der Fehler gemacht, dass das Knurren als süß eingestuft wird und mit extra viel Zärtlichkeit und Streicheleinheiten belohnt wird.

#6 Jagdtrieb

Bei Hunden mit einem starken Jagdtrieb kann unter Umständen auch bei Besuchern dieser Instinkt getriggert werden. Vor allem bei Kindern und Babys ist das der Fall.

Je größer der Hund im Vergleich zum Kind ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit. Vor allem bei Shar-Peis, Rottweiler, American Pit Bull Terrier und Akitas ist Vorsicht geboten.

Das Gefährliche am Jagdtrieb? Nur wenige Hunde künden den Instinkt durch Knurren an. Viele greifen dagegen sofort an, ohne zuvor darauf hinzuweisen. [5]

Hund knurrt

#7 Toxischer Geruch

In Abhängigkeit der Rasse riechen Hunde durchschnittlich zwischen 10.000 und 100.000 Mal besser als Menschen. Ihre Nase ist so gut, dass uns dafür die Vorstellungskraft fehlt. [6]

Das erklärt auch, warum einige Hunde teilweise Alkoholiker und Drogenabhängige anknurren. Denn diese Nervengifte werden von ihnen viel stärker wahrgenommen.

#8 Territorialverhalten

Bei Wölfen war und ist es bis heute noch essenziell ein eigenes Territorium zu haben, das sowohl genügend Wasser als auch Futter zur Verfügung stellt.

Da ein eigenes Revier überlebenswichtig ist, verteidigen sie dieses zur Not auch auf Leben und Tod. Aus diesem Grund neigen selbst jahrelange Haushunde noch zu diesem Verhalten.

Denn Hunde und Wölfe sind nach wie vor 99,9 % genetisch identisch. [7] Sehr territoriale Rassen knurren und bellen daher häufig auch Besucher an, die sich ihrem Heim nähern.

Hier dient das Knurren einerseits als Warnung für den Gast sowie das Alarmsignal für den Rest des Rudels. Und bei Haushunden ist mit dem Rudel die Familie gemeint.

#9 Bestehende Schmerzen

Wenn Hunde plötzlich bei fremden Menschen aggressiv reagieren oder gar Besucher anknurren, dann kann das auf bestehende Schmerzen hinweisen.

Die drei häufigsten Ursachen sind hier eine Ohrenentzündung, ein Splitter im Fußballen und Arthritis. Hier ist die Aggression nur ein uralter Überlebensmechanismus.

Aber auch eine zunehmende Erblindung, Demenz oder ein Gehörverlust können für das Knurren verantwortlich sein. Denn all diese Ursachen gehen mit starker Angst einher. [8]

Wenn Hunde bei Besuch zu knurren beginnen, dann liegt das meist an ihrem Beschützerinstinkt, fehlendem Feedback, Eifersucht oder Angst. Teilweise können auch Trainingsfehler, der Jagdtrieb, ein toxischer Geruch, ihr Territorialverhalten oder Schmerzen dahinterstecken.

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Lösung

Je besser du die Ursache verstehst, desto einfacher ist es das Knurren abzugewöhnen. Unabhängig davon haben sich in der Praxis auch die folgenden 11 Maßnahmen bewährt:

#1 Schrittweise Sozialisierung

Wenn Hunde nicht in frühen Jahren an den Kontakt mit fremden Menschen gewöhnt werden, dann kann sich das später in einer ungewöhnlichen Aggression äußern.

Das gilt vor allem für kleine sensitive Rasse, die von Natur aus sehr ängstlich sind sowie große territoriale Rassen, welche früher als Wach- und Schutzhunde eingesetzt wurden.

Bei jungen Hunden ist das Training zwar effektiver, das Alter sollte aber nie eine Ausrede sein. Um deinen Hund zu sozialisieren, solltest du schrittweise den Kontakt herstellen.

Lass einen guten Freund eine Maske tragen, damit er von deinem Hund als fremder Mensch eingeschätzt wird. Positioniere ihn anschließend in rund 20 Metern Entfernung.

Sobald sich dein Hund daran gewöhnt hat und den “Besucher” nicht mehr anknurrt, kannst du die Distanz auf 15 Meter verkürzen. Dann 10, 7, 5, 3 und schließlich 1 Meter. [9]

#2 Ankommen überspringen

Das Territorialverhalten wird insbesondere dadurch getriggert, wenn fremde Personen das Grundstück betreten oder gar zur Türe eintreten.

Diesen Trigger kannst du gezielt vermeiden, indem du deine Gäste bereits ins Ess- oder Wohnzimmer lässt bevor dein Hund zur Begrüßung hereingelassen wird.

Das signalisiert deinem Vierbeiner unterbewusst, dass es sich nicht um unerwünschte Eindringlinge handelt. Und folglich gibt es auch keinen Grund mehr zu knurren. [10]

Hier reicht es bereits aus, wenn dir dein Besuch kurz vor dem Ankommen eine Nachricht schreibt und du anschließend deinen Hund kurzzeitig in einen Raum ohne Fenster sperrst.

Knurrender Hund

#3 Hundegitter im Haus

Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du auch von einem solchen Hundegitter Gebrauch machen. Es ist so konstruiert, dass du es sowohl drinnen als auch draußen benutzen kannst.

Zudem muss es keinen runden Stall darstellen, sondern kann auch als Raumtrenner verwendet werden. Das kann im Übrigen auch bei der Sozialisierung richtig nützlich sein.

#4 Gezielte Ablenkung

Hunde sind sehr instinktgetrieben. Das Problem? Instinkte lassen sich nur schwer abtrainieren. Viel leichter ist es dagegen einen stärkeren Instinkt zu triggern.

Und genau hier können quietschende Spielzeuge oder Leckerlis eine tolle Lösung sein. Das triggert sowohl ihren Spieltrieb als auch den tief verankerten Überlebensinstinkt.

Gleichzeitig sorgt es für positive Emotionen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund anschließend deine Besucher anknurrt oder gar aggressiv reagiert, ist sehr gering.

Je verspielter dein Hund ist, desto effektiver ist diese Methode. Nach einer Zeit sucht dein Hund bei Begrüßungen auch automatisch den Boden nach seiner Belohnung ab.

Wichtig hier: Die Leckerlis und Spielzeuge sollten bereits vor dem Kontakt bereitstehen. Ansonsten wird er das Knurren mit einer Belohnung assoziieren. [11]

#5 Kommando einführen

Jeder Ex-Raucher kann dir bestätigen, dass es enorm schwer ist ein Verhalten zu stoppen. Viel leichter ist es dagegen das Verhalten mit etwas anderem zu ersetzen.

Aus diesem Grund ist ein einfaches “Nein”-Kommando nicht so effektiv wie ein “Sitz” oder “Platz”. Denn die letzten 2 Befehle fordern den Hund auf, etwas anderes zu tun.

Wichtig ist hier, dass du das Kommando gibst bevor er den Besuch anknurrt. Denn ansonsten denkt er, dass er zuerst knurren und dann sitzen soll.

Diese Methode ist im Übrigen ebenfalls sehr effektiv, falls dein Hund manchmal Besucher anspringt. Auch hier darfst du deinen Hund bei gutem Verhalten mit einem Leckerli belohnen.

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#6 Konsistentes Feedback

Konsistenz ist der Schlüssel in der Erziehung von Kindern und auch Hunden. Wenn sich dein Vierbeiner also unangemessen verhält, dann musst du ihm das sagen.

Hunde haben kein Gespür dafür, welches Verhalten für uns okay ist und welches nicht. Sie müssen das erst noch lernen. Das heißt aber nicht, dass du übermäßig streng sein musst.

Denn es ist nicht so, dass Hunde eine Leidenschaft für aggressives Verhalten oder Knurren haben. Zudem kann es helfen, zum Training ein Freund oder Bekannten mit einzuspannen.

Ein großes schwarzes Tuch oder eine Maske sind meist ausreichend, damit der Hund die bekannte Person als fremden Besucher einordnet. [12]

Wichtig hier: Öffne nur die Türe, wenn dein Hund sich freundlich verhält. Wenn er das nicht tut, solltest du ihm durch das Schließen der Türe das entsprechende Feedback geben.

#7 Hunde-Klicker

Ein Hunde-Klicker ist ein kleines handliches Gerät, das per Knopfdruck ein mechanisches “Klick”-Geräusch von sich gibt. Dieses Geräusch kommt in der Natur so gut wie nie vor.

Das erklärt auch, warum es bei Hunden sofortiges Interesse triggert und dafür sorgt, dass dein Hund zu dir schaut. Das ist der ideale Zeitpunkt, um Kommandos zu geben.

Gleichzeitig kannst du durch konsistentes Training mit Leckerlis dafür sorgen, dass dein Hund das Klicken mit einer Belohnung assoziiert.

Wenn du dann während der Begrüßung deines Besuchs den Klicker betätigst, dann vergisst dein Hund vor lauter Vorfreude häufig, dass er gerade eigentlich mit knurren beginnen wollte.

Hund knurrt

#8 Geteilte Aufmerksamkeit

Sollte Eifersucht hinter dem Anknurren deiner Besucher stecken, dann ist wichtig, dass du deinem Hund während der Begrüßung ebenfalls Aufmerksamkeit schenkst.

Teilweise kann es auch helfen in der Anfangsphase alle Aufmerksamkeit auf den Hund zu lenken und ihn bewusst in den Mittelpunkt zu stellen. [13]

Wenn du das bereits im Voraus deinen Gästen mitteilst, dann ist das in der Regel auch gar kein Problem. Nach der Begrüßung sind dann Spielzeuge zur Beschäftigung ideal.

#9 Weitere Hilfsmittel

Sollte gefühlt keine Methode eine Besserung bringen, dann können auch ein Wasserspray und ein solches Anti-Bell Gerät eine Besserung bringen.

Da die meisten Hunde kein Wasser mögen, ist ein Wasserspray die ideale sanfte Bestrafung. Sprühe deinen Vierbeiner einfach kurz an, sobald er bei Besuchern zu knurren beginnt.

Ein Anti-Bell Gerät spielt dagegen per Knopfdruck eine hohe Ultraschallfrequenz ab, welche direktes Interesse triggert. Es kann daher auch beim Knurren und Anspringen helfen.

#10 Selbstbewusstsein stärken

Sollte ein mangelndes Selbstvertrauen für das Knurren verantwortlich sein, dann solltest du proaktiv dagegen vorgehen. Denn hier ist das aggressive Verhalten nur ein Schutzmechanismus.

In solchen Situationen solltest du jegliche körperliche oder verbale Gewalt in der Erziehung unterlassen. Denn das macht deinen Hund nur noch unsicherer und ängstlicher.

Zudem hilft es konsistentes positives Feedback zu geben, wenn er etwas gut macht. Auch Tricks beizubringen kann zur Stärkung des Selbstvertrauens helfen. [14]

#11 Professionelle Hilfe

Wenn dein Hund nicht nur Besucher anknurrt, sondern auch teilweise zuschnappt, dann rate ich einen Hundeexperten aufzusuchen.

Häufig kannst du Trainer der örtlichen Hundeschule auch für ein paar Einzelstunden buchen. Alternativ kann ich dir auch die Online Hundeschule von Johanna Kessler empfehlen.

Dort lernst du, was du bei aggressivem Verhalten tun solltest und wie du es durch kleine Tricks auch komplett vorbeugen kannst.

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Kevin Söll

Hey, ich bin Kevin. Von Geburt an war ich mit einem schwarzen Labrador Retriever umgeben. Und mein liebster Schlafplatz als Kleinkind war das vorgewärmte Körbchen meines Hundes. Auf dieser Webseite teile ich meine jahrzehntelange Erfahrung und Leidenschaft für Hunde.

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