Wenn Hunde plötzlich beim Streicheln zu knurren beginnen, dann kann das auf Angst, Freude oder auf sensitive Bereiche hinweisen. Teilweise ist das Knurren auch ein Hilferuf, weil der Hund an einer Ohrenentzündung oder sonstigen Erkrankungen und Schmerzen leidet.
Knurren wird von vielen Erstbesitzern fälschlicherweise per se als aggressiv eingestuft. Das mag zwar in einigen Fällen stimmen, eine pauschale Interpretation ist aber nicht möglich.
In 9 von 10 Fällen ist ein Knurren ein Ausdruck von: “Ich fühle mich unwohl oder bedroht.” – Und dass dein Hund das kommuniziert, ist für die Praxis enorm hilfreich.
Hunde, denen das Knurren abgewöhnt wurde, sind tendenziell viel gefährlicher. Denn diese können in solchen Situationen ohne jegliche Vorwarnung zuschnappen.
In Summe gibt es 5 verschiedene Arten des Knurrens, die sich an der Tonhöhe und anhand der Körpersprache des Hundes unterscheiden lassen:
- Bedrohtes Knurren
- Genüssliches Knurren
- Aggressives Knurren
- Verspieltes Knurren
- Frustriertes Knurren [1]
Beim Streicheln können all diese Arten zum Einsatz kommen. Aus diesem Grund lernst du im Folgenden über die 10 häufigsten Ursachen sowie dessen Symptome.
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#1 Fehlende Führung
Knurrt der Hund beim Streicheln dich selbst – also das eigene Herrchen an – an, dann bedeutet das in aller Regel eines von zwei Dingen:
- 1) Toleranzschwelle wurde überschritten: Das Streicheln ist beispielsweise zu grob, zu wild oder zu lange.
- 2) Fehlende Führung: Dein Hund sieht dich nicht als Alpha und versucht daher dir Befehle zu geben.
Letzteres ist vor allem bei Erstbesitzern der Fall, die ihren Hund von klein auf jeden Wunsch erfüllt haben. Hier musst du dich zunächst als Führer etablieren. Bewährte Methoden sind:
- Konsistentes Feedback: Schlechtes Verhalten wird stets bestraft und gutes Verhalten stets belohnt.
- Konsistentes Durchsetzen: Deine Kommandos werden so oft wiederholt, bis der Hund sie durchführt.
- Konsistente Regeln: Wenn dein Hund nicht aufs Sofa darf, dann sollte diese Regel auch in keinem Moment gebrochen werden. [2]
Der Alpha zu sein muss also nicht heißen, dass du total gefühllos reagierst. Da Hunde allerdings Rudeltiere sind, sind sie ohne einen Führer oft verwirrt und unberechenbar.
Wenn Hunde beim Streicheln den eigenen Besitzer anknurren, dann ist meist ein Zeichen dafür, dass der Hund in seiner Hierarchie höher steht. Hier gilt es sich durch konsistentes Verhalten als Führer zu etablieren. Alternativ kann es auch ein Stoppsignal sein, weil das Streicheln zu grob ist.
#2 Genuss & Freude
Sollte dein Hund vor Genuss knurren, dann erkennst du das meist an der Tonhöhe. Dieses Knurren ist vergleichsweise tief und wird häufig mit einem Brummen und Seufzen begleitet.
Bei Rottweiler und anderen großen Rassen wie beispielsweise allen Doggenarten kommt das am häufigsten vor. Weitere typische Verhaltensweisen sind hier:
- Relaxte Körperhaltung
- Hund schließt die Augen
- Rute hängt tief
- Knurren beim Streicheln
- Entspannte Ohren
- Kein Zähnefletschen
Auch ein Knurren beim Spielen kommt relativ häufig vor. Insbesondere bei Welpen und sehr verspielten Rassen. Das ist nur ein Ausdruck der Freude und kein Grund zur Sorge.
Es ist vergleichbar mit einer Katze, die beim Streicheln zu schnurren beginnt. In vielen Fällen haben sich das die Vierbeiner im Übrigen auch von Katzen abgeschaut.
Denn wenn sie beobachten, dass du oder andere Menschen eine Katze streicheln und diese dabei schnurrt, dann assoziieren sie dieses Geräusch mit einer Belohnung. [3]
Knurren ist nicht nur ein Warnsignal, sondern wird bei Hunden auch teilweise als Ausdruck des Genusses eingesetzt. Vor allem bei größeren Rassen ist das häufig. Auffällig dabei ist, dass der gesamte Körper entspannt ist und der Hund die Augen leicht schließt.
#3 Bandscheibenvorfall
Bandscheiben kannst du dir vorstellen wie eine Art Stoßdämpfer für die Wirbelsäule. Bei einem “Vorfall” verrutscht dieser Stoßdämpfer, sodass er nicht mehr richtig arbeiten kann.
Häufig werden währenddessen Nerven des Rückenmarks eingeklemmt, sodass es zu starken Schmerzen kommt. Typische weitere Anzeichen davon sind:
- Plötzliche Lähmungserscheinungen
- Steifer Laufstil
- Hund knurrt beim Streicheln am Rücken
- Ständiges Jaulen
- Berührungsempfindlichkeit
- Abneigung vor Sprüngen
- Hund stöhnt beim Hochheben [4]
Grundsätzlich kann jeder Hund einen Bandscheibenvorfall erleben. Weil es bei Dackeln besonders häufig vorkommt, wird es umgangssprachlich auch “Dackellähme” genannt.
Aber auch andere Rassen mit kurzen Beinen und einem langen Rücken sind häufiger davon betroffen. Dazu gehören Corgis, Mopse, Pekingesen, und alle Bulldoggen-Arten.
Bei Verdacht rate ich hier umgehend einen Tierarzt zu kontaktieren. Denn unbehandelt kann ein Bandscheibenvorfall sehr starke Schmerzen verursachen. [5]
Hunde mit einem Bandscheibenvorfall reagieren plötzlich sehr berührungsempfindlich beim Kontakt am Rücken. Da sie beim Streicheln häufig Schmerzen haben, knurren sie zudem selbst ihre eigenen Besitzer an. Der Tierarzt kann hier bei der Diagnose und Behandlung helfen.
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#4 Sensitive Bereiche
Jeder Hund und jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben wenn es um Berührungen geht. Im Gegensatz zu Hunden können wir das allerdings mit Worten kommunizieren.
Dein Vierbeiner kann das dagegen nur per Knurren, Zähnefletschen und einen angespannten Körper zeigen. Zu den häufigsten sensitiven Bereichen bei Hunden gehören:
- Am Bauch
- An der Brust
- Zwischen den Augen
- An der Rute
- An den Ohren
Das gilt vor allem dann, wenn Hunde nicht in frühen Jahren an diese Berührungen gewöhnt wurden. Das erklärt auch, warum viele Streuner beim Streicheln knurren.
Hier gilt es deinen Hund schrittweise an Berührungen der jeweiligen Stelle zu gewöhnen. Das stärkt im Übrigen auch gleichzeitig die gegenseitige Verbindung. [6]
Zeichen einer intensiven Beziehung sind beispielsweise, wenn du deinen Hund an der Oberschenkelinnenseite und um die Augen problemlos berühren kannst.
Wenn Hunde nicht in jungen Jahren an Berührungen von Menschen gewöhnt werden, dann reagieren sie häufig sehr empfindlich. Knurren beim Streicheln kommt meist bei Berührungen am Bauch oder an der Rute vor. Hier heißt es den Hund schrittweise zu sozialisieren.
#5 Ohrenentzündung
Gehört dein Hund zu jenen Rassen, die lange Schlappohren haben? Falls ja, war er in letzter Zeit öfter baden? Falls ja, dann kann das auf eine Ohrenentzündung hinweisen.
Ausgelöst wird eine solche Entzündung meist dadurch, dass die Ohren nach dem Kontakt mit Wasser nicht vollends abgetrocknet wurden.
Denn dadurch können sich Bakterien schnell vermehren. Aber auch Viren, Parasiten, verschiedene Pilze, Allergien und Autoimmunerkrankungen kommen als Ursachen infrage.
Zu den häufigsten Symptomen gehören hier:
- Rötung und Schwellung am Ohr
- Hund hält seinen Kopf schief
- Knurren beim Streichel am Kopf
- Hund kratzt ständig an den Ohren
- Häufiges Fiepen und Winseln [7]
Das Knurren ist auch hier nur ein Hilfeschrei. Denn eine Ohrenentzündung kann beim Kontakt massive Schmerzen verursachen. Zur Behandlung wird meist Antibiotika verwendet.
Zusätzlich werden die Ohren vom Tierarzt in der Regel professionell gereinigt. Bei Pilzen und Allergien können auch Cremes helfen. Damit sollten die Schmerzen schnell zurückgehen. [8]
Hunde mit einer Ohrenentzündung reagieren häufig sehr empfindlich, wenn jemand beim Streicheln ihre Ohren berührt. Hier dient das Knurren lediglich als Kommunikationsmittel für die bestehenden Schmerzen. Durch Medikamente kann eine solche Infektion aber leicht gelöst werden.
#6 Persönliches Missfallen
Sicher hast du schon einmal eine Person getroffen, die du aus irgendwelchen Gründen nicht leiden konntest. Das gleiche Phänomen gibt es auch bei Hunden.
Oftmals ist hierfür die Kleidung der Person verantwortlich. Typische Beispiele sind hier:
- Lange schwarze Mäntel
- Masken jeder Art
- Laute Stöckelschuhe
- Karnevals-Kostüme
Selbst bei einem gut gemeinten Streicheln fangen hier viele Hunde zu knurren an. Das Gleiche gilt für die Momente, wo Fremde in den persönlichen Bereich des Hundes treten.
Unser Hund “Alex” hat mir auch beigebracht, dass Alkohol und Drogen die Ursache sein können. Denn unser Hausmeister ist ein Alkoholiker und wird vom ihm stets angeknurrt.
Bei allen anderen Menschen verhält er sich dagegen total freundlich und zutraulich. Hier gilt es beim Kontakt mit der Person eine positive Atmosphäre zu schaffen. [9]
Spielzeuge und Leckerlis sind hier super hilfreich. Denn damit assoziiert der Hund zunehmend den Kontakt mit anderen Menschen mit etwas Positivem.
Hunde können aus verschiedensten Gründen andere Menschen schlicht nicht mögen. Wenn diese dann zu Nahe kommen oder gar den Hund streicheln wollen, dann gilt das Knurren als Warnung. Häufig ist die Kleidung dafür verantwortlich. Hier solltest du proaktiv eine positive Atmosphäre schaffen.
#7 Schmerzen
Hunde versuchen normalerweise stets bestehende Schmerzen zu verbergen. Diesen Instinkt haben sie von Wölfen geerbt, die bis heute noch genetisch zu 99,9 % mit ihnen gleich sind.
Der Grund? Ein in der Wildnis lebender Hund kann es sich nicht leisten nach außen einen schwachen oder verletzten Eindruck zu machen. Sonst wird er zur Beute anderer Raubtiere.
Das wiederum hat zur Folge, dass sehr viele Hunde still vor sich hin leiden. Auffällig ist dabei, dass sich häufig ihr Verhalten ändert. Typische Symptome sind:
- Hund meidet Berührungen
- Eingezogene Rute
- Aggressives Verhalten
- Hund schläft viel
- Körperliche Unruhe
- Knurren beim Streicheln
- Plötzliche Nachtaktivität [10]
Als Ursache kommen hier eine Vielzahl von Verletzungen und Erkrankungen infrage. Häufig sind beispielsweise Bauchschmerzen, Verletzungen am Rücken oder offene Wunden.
Aber auch Insektenstiche, ein eingeklemmter Nerv oder gar Vergiftungen können dahinterstecken. Bei Verdacht rate ich hier umgehend den Tierarzt zu konsultieren. [11]
Wenn Hunde mit Schmerzen zu kämpfen haben, dann versuchen sie diese automatisch nach außen zu verbergen. Sollte das Streicheln allerdings zu vermehrten Schmerzen führen, dann machen Hunde meist durch Knurren darauf aufmerksam. Hier handelt es sich um einen Hilfeschrei.
#8 Angst
Aggressives Verhalten wird bei Hunden sehr häufig durch Angst ausgelöst. Das gilt insbesondere dann, wenn sie nicht in frühen Jahren sozialisiert wurden.
In diesem Fall fangen sie auch häufig zu knurren an, sobald sie sich von einem Mensch bedroht fühlen. Typische soziale Tabus sind hier:
- Hund beim Fressen nahezukommen
- Über Hund lehnen und dann anfassen
- Streicheln intimer Stellen von Fremden
- Zu schnell nahezukommen
All diese Verhaltensweisen wirken bedrohend und machen vor allem kleine und sensitive Rassen nervös. Verstärkt wird das ganze, wenn der Mensch dabei steht.
Denn Hunde wollen instinktiv mit anderen Lebewesen auf einer Augenhöhe sein. Deshalb springen sie auch sehr häufig an Menschen hoch. Typische Symptome von Angst sind:
- Inkontinenz trotz Stubenreinheit
- Vermeidung von Blickkontakt
- Eingezogene Rute
- Hund knurrt beim Streicheln
- Angespannte Körperhaltung
- Ohren liegen flach nach hinten [12]
Verstärkt wird die Angst dadurch, wenn es in der Erziehung zu Gewalt kommt und der Hund ein geringes Selbstvertrauen hat. Hier gilt es zur Lösung den Trigger herauszufinden.
Anschließend solltest du deinen Hund schrittweise an die “Bedrohung” gewöhnen. Gleichzeitig hilft es durch positives Feedback das Selbstvertrauen zu steigern. [13]
Ängstliche Hunde sehen ein Streicheln von Fremden häufig als Bedrohung an. Neben einem Knurren kommt es hier auch meist zu weiteren Symptomen wie beispielsweise einer angespannten Körperhaltung und der Vermeidung von Blickkontakt. Hier gilt es proaktiv dagegen vorzugehen.
#9 Bessere Sinneswahrnehmung
Hundebesitzer unterschätzen häufig wie gut die Sinneswahrnehmung von Hunden ist. Denn sie hören, sehen und riechen deutlich mehr als es unsere Vorstellungskraft erlaubt.
Heißt konkret: Wenn dein Hund plötzlich beim Streicheln zu knurren beginnt, dann kann das auch schlicht daran liegen, dass er in der Ferne etwas wahrgenommen hat.
Hier die Fakten:
- Hunde hören rund 4 Mal weiter in die Ferne und können selbst Ultraschall-Töne bis zu 45 kHz hören. [14]
- Hunde riechen in Abhängigkeit der Rasse bis zu 100.000 Mal besser als Menschen und riechen bei guten Bedingungen bis zu 20 km weit. [15]
- Hunde sehen im Dunkeln durchschnittlich 5-fach heller und können im Winkel von bis zu 270° um sich sehen. [16]
Ob das bei deinem Hund tatsächlich der Fall ist, kannst du relativ einfach überprüfen. Knurrt er nur dann, wenn du näher kommst? Oder knurrt er ganz plötzlich während dem Streicheln?
Bei allen Wachhunde-Rassen ist dieses Verhalten übrigens verstärkt ausgeprägt. Denn diese Hunde wurden in der Vergangenheit speziell dafür gezüchtet und trainiert.
Die Sinnesorgane von Hunden sind in vielen Bereichen um ein Vielfaches besser ausgeprägt als die von Menschen. Hunde nehmen daher auch während dem Streicheln viele Dinge wahr, die für uns nicht existieren. Unter anderem kann das zum Knurren führen.
#10 Territorialverhalten
Sehr territoriale Rassen stellen sich häufig beim Kontakt mit fremden Menschen zum Schutz vor ihr Herrchen. Ähnlich verhalten sie sich auch, wenn ein Fremder ihr Revier betritt.
Hier ist das Knurren beim Streicheln ein Warnsignal und steht für: “Geh weg!” Bei Schäfer- und Wachhunden kommt das aufgrund ihrer Vergangenheit am häufigsten vor. [17]
Zudem haben sie dieses Verhalten auch von Wölfen geerbt. Denn ein Territorium mit genügend Futter zu haben und zu verteidigen, war und ist für die Tiere überlebenswichtig.
Aus diesem Grund neigen sehr territoriale Rassen auch zur sogenannten “Besitzaggression”. Hier reagieren sie nur dann aggressiv, wenn du ihrem Besitz zu nahe kommst:
- Lieblingsspielzeug
- Futter oder Leckerlis
- Hundekörbchen
Einen Hund beim Fressen zu streicheln ist daher in aller Regel keine gute Idee. Denn viele Vierbeiner reagieren hier mit Knurren, Zähnefletschen oder schnappen gar zu.
Hier gilt es deinen Hund schrittweise zu desensibilisieren und bei aggressivem Verhalten konsistentes Feedback in Form von Kommandos zu geben. Ein “Nein!” reicht hier aus. [18]
Territoriale Rassen sind sehr beschützerisch gegenüber ihrer Familie, ihrem Revier und ihrem Eigentum. Ohne eine entsprechende Sozialisierung führt es häufig dazu, dass Hunde zu aggressiv reagieren. Vor allem beim Fressen führt Streicheln meist zu einem Knurren.
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