Wenn Hunde beim Spielen zu knurren beginnen, dann muss das nicht zwangsläufig ein Zeichen der Aggressivität sein. Denn sie knurren auch teilweise aus Freude. Das ist daran zu erkennen, dass das Knurren sehr hoch ist und der Hunde dabei keine Zähne fletscht.
Sollte das Knurren aber tatsächlich auf aggressives Verhalten zurückgehen, dann rate ich umgehend eine Haftpflichtversicherung für deinen Hund abzuschließen.
Denn laut BGB haftest du für allerlei Schäden, die dein Hund anrichtet. Nicht umsonst gibt es in 15 der 16 Bundesländer die Vorschrift, Hunde versichern zu müssen.
Im Allgemeinen gibt es 5 Arten von Knurren, die sich für Menschen teilweise sehr ähnlich anhören können. Sie unterscheiden sich aber in der Tonhöhe und Tonlänge:
- Aggressives Knurren
- Bedrohtes Knurren
- Frustriertes Knurren
- Freundliches Knurren
- Verspieltes Knurren [1]
Hunde sind hier deutlich feinsinniger und können die Unterschiede problemlos heraushören. Oder anders formuliert: Dein Hund weiß, wenn ein anderer Vierbeiner aggressiv wird.
Warum knurren Hunde beim Spielen?
Knurren ist eines von insgesamt 6 Kommunikationsmitteln von Hunden. Dazu gehören Bellen, Fiepen, Winseln, Jaulen, Heulen und schließlich Knurren.
Das spielende Knurren dient hier als Feedback für den Spielpartner. Denn stell dir mal vor, du würdest einem Freund einen Witz erzählen und er schaut dich danach stillschweigend an.
Würdest du anschließend noch weiterhin mit ihm Spaß haben wollen? Vermutlich nicht. Wenn du so willst, dann ist das Knurren also eine Bestätigung im Sinne von “Ich habe Spaß!”.
Zudem erkennst du es häufig auch an der Körpersprache, dass das Knurren keine Bedrohung darstellen soll:
- Hund beugt sich auf die Vorderpfoten herunter
- Wedelnde Rute, die nach oben steht
- Hund streckt den Hintern weit in die Höhe
- Hund springt nach dem Knurren wild herum [2]
Und ja, selbst wenn Hunde anschließend wild ringen oder gar leicht beißen – das ist vollkommen normal. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Bei Welpen und jungen Hunden kommt das am häufigsten vor. Denn sie müssen in den Anfangsjahren erst noch lernen, welcher Ausdruck für welche Situation angemessen ist. [3]
Ein Knurren beim Spielen dient meist der Kommunikation von Freude. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Hund währenddessen auf die Vorderpfoten heruntergeht und den Hintern in die Höhe streckt. Selbst wildes Kämpfen, Bellen und Beißen kann Teil des Spiels sein.
Unterschiede zwischen aggressivem und spielendem Knurren
In manchen Fällen kann das Spielen auch in einem Kampf enden. Dieses Phänomen sehen Kindergärtner täglich bei spielenden Kindern. Auf folgende Anzeichen solltest du hier achten:
- Zähnefletschen: Wenn der Hund vor dem Knurren oder Beißen die Schneidezähne zeigt und die Nase oben stark runzelig ist, dann ist es in der Regel ernst.
- Aufgestelltes Fell: Wenn die Haare am Rücken des Hundes zu Berge stehen, dann ist das ein Zeichen von starkem Stress oder gar Angst. [4]
- Unmittelbares Zuschnappen: Wenn dein Hund direkt nach dem Knurren nach dir oder anderen schnappt, dann ist es definitiv kein spielendes Knurren.
- Tiefes Knurren: Ein aggressives Knurren ist von der Tonhöhe deutlich tiefer als ein freundliches Knurren. Es hört sich fühlbar bedrohlicher an.
- Steife Körperhaltung: Wenn der gesamte Körper des Hundes angespannt und steif ist, dann ist das ein Zeichen für einen bevorstehenden Angriff.
- Starrer Blick: Wenn Raubtiere eine Beute mit ihren Augen fixieren, dann stehen sie kurz vor einem Angriff. Das ist Teil des natürlichen Jagdtriebs von Hunden.
- Kurzes Knurren: Ein verspieltes und freundliches Knurren ist selten länger als eine Sekunde. Ein bedrohtes und aggressives Knurren ist dagegen deutlich länger. [5]
Im folgenden Video siehst du zwei Hunde, die beim Spielen zu knurren beginnen:
Auffällig ist hier, dass sie keine Zähne zeigen, das Knurren relativ kurz ist, ihre Körperhaltung völlig entspannt ist und sie währenddessen wild herumspringen. Alles Zeichen der Freude.
Wenn Hunde aus Aggressivität knurren, dann sind meist ihre Zähne sichtbar, das Fell stellt sich auf und ihre Körperhaltung ist angespannt. Zudem ist das Knurren sehr tief und eher langgezogen. Ein verspieltes Knurren ist das dagegen das komplette Gegenteil dessen.
Maßnahmen bei aggressivem Knurren
Hier ist die Ausgangssituation entscheidend. Sollte das Spielen zwischen zwei Hunden plötzlich in einem aggressiven Kampf enden, dann hat sich Folgendes bewährt:
- 1) Ablenkung
Gib einen ungewöhnlichen Ton oder Schrei von dir, um die Aufmerksamkeit der Hunde zu bekommen. Ein Hunde-Klicker oder ein Anti-Bell Gerät sind dafür ideal geeignet.
Denn beide diese Geräte geben einen Ton von sich, der in der Natur so gut wie nie vorkommt. Es triggert daher sofortiges Interesse und sorgt dafür, dass sie zu dir schauen.
- 2) Kommando
Um künftige Kämpfe zu vermeiden, ist es wichtig den Hunden sofortiges Feedback zu ihrem Verhalten zu geben. Ein “Nein”-Kommando ist hier ausreichend. [6]
- 3) Auseinanderziehen
Wenn das Knurren nichts mehr mit Spielen zu tun hat und der Hund zu aggressiveren Maßnahmen greift, dann ist ein Spielstopp das ideale Feedback.
Leine deinen Hund an und ziehe sie auseinander. Wichtig ist hier, dass die Hunde noch von der Ablenkung verwirrt sind. Ansonsten riskierst du womöglich gebissen zu werden.
Sollte dein Hund dagegen bei dir selbst aggressiv zu knurren beginnen, dann kannst du Schritt 1 überspringen. Wichtig ist hier, dass du sämtliche Gewalt vermeidest.
Denn in 4 von 5 Fällen ist ein fehlendes Selbstbewusstsein die Ursache für diese Reaktion. Und das machst du durch verbale oder körperliche Gewalt nur noch schlimmer. [7]
Zudem solltest du sicherstellen, dass dich dein Hund als Alpha akzeptiert hat und dich in seiner Hierarchie als übergeordnet ansieht.
Sollte dein Hund ganz plötzlich beim Spielen aggressiv werden, dann können dafür auch Schmerzen verantwortlich sein. Hier rate ich den Tierarzt aufzusuchen.
Wenn Hunde beim Spielen knurren und plötzlich aggressiv werden, dann gilt es sie abzulenken, ein Kommando zu geben und mithilfe der Leine auseinanderzuziehen. Nur durch konsistentes Feedback lernt der Hund, dass das nicht in Ordnung ist.
Wie kannst du Aggressivität vorbeugen?
Einige Hunde verstehen sich aufgrund ihrer Vergangenheit deutlich schlechter mit anderen Hunden. Das gilt primär für Rassen, die einst für Hundekämpfe eingesetzt wurden. Dazu gehören:
- Akita
- American Pit Bull Terrier
- American Staffordshire Terrier
- Boerboel
- Ca de Bou
- Dobermann
- Dogo Argentino
- Shar-Pei
- Staffordshire Bullterrier
- Tosa Inu [8]
Aber auch sehr territoriale Rassen wie beispielsweise Wachhunde neigen häufiger zu aggressivem Verhalten, wenn ihr Revier durch die Anwesenheit Fremder bedroht wird.
Bei diesen Hunden ist das Knurren beim Spielen meist ein Zeichen der Aggression. Folgende Maßnahmen haben sich hier bewährt:
- Frühe Sozialisierung: Gewöhne deinen Hund von klein auf an den regelmäßigen Kontakt mit fremden Menschen und Hunden.
- Konsistentes Feedback: Bei jedem Zeichen der Aggression sollte dein Hund das entsprechende Feedback mit einem “Nein!”-Kommando bekommen.
- Hundeschule: Durchlaufe die online Hundeschule von Johanna Esser. Dort findest du einen extra Kurs zu diesem Thema, der mir persönlich sehr gefallen hat.
- Getrenntes Füttern: Überleben hat bei Hunden die höchste Priorität. Wenn sich jemand ihrem Futter nähert, verstehen sie daher meist keinen Spaß.
- Stetige Belohnung: Sollte sich dein Hund beim Spielen freundlich verhalten, dann kannst du dieses Verhalten auch gezielt durch Leckerlis fördern.
- Spielzeuge entfernen: Sehr territoriale Hunde dulden es nicht, wenn fremde Hunde ihre Spielzeuge berühren. Diese kannst du daher vorbeugend entfernen. [9]
Ein Knurren beim Spielen kann im Übrigen auch ein Ausdruck überschüssiger Energie sein. Hier gilt es also für ausreichend mentale und körperliche Auslastung zu sorgen.
In schwerwiegenden Fällen kann auch eine Kastration helfen. Denn dadurch wird der Östrogen- und Testosteronspiegel verringert. Also jene Hormone, die aggressiv machen.
Das sollte aber wirklich nur die letzte Option sein. Denn das verändert das Verhalten des Hundes radikal. Ich persönlich bin deshalb kein Fan dieser Methode.
Um aggressives Verhalten vorzubeugen, ist eine frühe Sozialisierung das A und O. Zudem gilt es dem Hund konsistentes Feedback zu seinem Verhalten zu geben. Mithilfe dieser Methoden wird das Knurren beim Spielen zunehmend ein Zeichen der Freude.
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