Hunde vor dem Spaziergang zu füttern hat den Vorteil, dass sie nachts nicht rausmüssen, tendenziell gehorsamer sind und es zu keiner morgendlichen Übelkeit kommt. Nach dem Gassi zu füttern beugt dagegen Magenbeschwerden und eine Magendrehung vor.
Beide Methoden haben daher Vor- und Nachteile. Da der Organismus des Hundes grundlegend anders funktioniert, ist es auch nur bedingt mit Menschen vergleichbar.
Im Folgenden lernst du, in welchen Situationen welche Methode geeigneter ist. Zudem erfährst du, auf was du dabei achten solltest.
Vorteile einen Hund vor dem Gassi zu füttern
In Summe sprechen vor allem 4 Gründe für ein vorheriges Füttern:
- Beugt nächtlichen Klogang vor
Bei Menschen dauert es im Durchschnitt zwischen 20 und 30 Stunden, bis das Gegessene über den Stuhl ausgeschieden wird. Kurz vor dem Schlafen zu essen ist daher kein Problem.
Bei Hunden ist das anders. Hier liegt die durchschnittliche “Durchgangszeit” zwischen 6 und 8 Stunden. Sie ist also rund ⅔ kürzer als bei Menschen. [1]
Wenn du deinen Hund daher am Abend erst nach dem Spaziergang fütterst, dann kann das dazu führen, dass er nachts ins Haus macht oder dich mitten in der Nacht aufweckt.
Bei jungen Welpen ist meist ersteres der Fall, während stubenreine Hunde unruhig jaulen oder dich gar anbellen. Der größte Teil ist aber bereits 2 Stunden danach verdaut.
Solltest du deinen Hund daher am Abend füttern und zwei Stunden später mit ihm Gassi gehen, dann ist ein nächtlicher Klogang eher selten.
Unabhängig davon, ob du deinen Hund vor oder nach dem Gassi fütterst, kannst du sowas auch durch wiederverwendbare Windeln vorbeugen. Das gilt vor allem für Welpen.
- Sorgt für mehr Gehorsamkeit
Sicher ist dir schon aufgefallen, wie schnell deine Laune kippen kann, wenn du sehr hungrig bist. Im englischsprachigen Raum spricht man dabei von “hangry” (hunger + angry).
Bei Hunden ist das ähnlich. Steht ihnen nicht genügend Energie zur Verfügung, dann sind sie unkonzentriert, folgen nicht und tun auch gerne alles anbellen.
In einer Studie an Spürhunden konnte das auch bereits nachgewiesen werden. Denn die Suchleistung von hungrigen Vierbeinern ist signifikant geringer als nach dem Fressen. [2]
Wenn du deinen Hund vor dem Spaziergang und nicht erst danach fütterst, dann sollen sie es laut Magazinen auch besser genießen können. Denn alle Bedürfnisse sind gestillt.
Inwiefern das in der Praxis tatsächlich der Fall ist, wissen wir nicht. Bei unserem Alex habe ich beispielsweise das Gefühl, dass ihm das Hungergefühl beim Gassi völlig egal ist.
Zumindest ist er so vertieft den Boden abzuschnüffeln und Vögeln hinterherzujagen, dass er auf mich nie einen hungrigen Eindruck macht. Auch sein Energielevel ist nahezu konstant.
- Beugt morgendliche Übelkeit vor
Einige Hunde mit einem sensitiven Magen haben häufiger mit morgendlicher Übelkeit zu kämpfen. Zu erkennen ist es daran, dass sie morgens etwas Gelbliches erbrechen.
Es handelt sich dabei um Verdauungssäfte der Gallenblase. Zumeist ist dafür zu langes Fasten der Grund. Es lässt sich daher auch relativ leicht vorbeugen. [3]
Und zwar in dem du deinen Hund bereits früh morgens vor dem Spaziergang fütterst und nicht erst danach. Ohne Futter überleben Hunde im Übrigen meist 5-7 Tage.
- Beugt zweimaliges Gassigehen vor
Bei jungen Welpen sind die Schließmuskel häufig noch nicht stark genug, um den Stuhl länger als 30 Minuten nach dem Fressen einzuhalten.
Solltest du deinen Vierbeiner daher erst nach dem Spaziergang füttern, dann müssen junge Hunde häufig kurze Zeit später nochmals raus. Sowohl morgens als auch abends. [4]
- Beugt Übergewicht vor (Mythos)
Bis heute glauben viele Menschen, dass zu spätes Essen oder Kohlenhydrate am Abend zu Übergewicht sorgen – auch bei Hunden. Im ersten Moment klingt das zunächst auch logisch.
Denn jegliches Essen wird im Körper zu Energie umgewandelt. Wenn du diese Energie allerdings nicht verbrauchst, dann wird sie in Form von Fett und Glykogen eingelagert.
Aus dieser Perspektive wäre es folglich besser einen Hund vor dem Gassigehen zu füttern, damit die aufgenommene Energie nicht zu unnötigen Fettpolstern führt.
Der Trugschluss liegt darin, dass diese Fettpolster immer dann abgebaut werden, wenn der Hund mehr Energie braucht. Der Zeitpunkt der Nahrung spielt daher kaum eine Rolle.
Dass spätes Essen bei Menschen mit Übergewicht stark korreliert, geht primär auf die Essenswahl zurück. Denn abends neigen wir zu Chips und anderen fettreichen Snacks.
Entscheidend ist dagegen die Kalorienbilanz. Sollte dein Hund weniger Kalorien zu sich nehmen als er verbrennt, dann nimmt er ab. Und Umgekehrt.
An Menschen konnte bereits nachgewiesen werden, dass Bewegung auf nüchternen Magen mehr Fett verbrennt. Das liegt daran, dass nicht genügend Glukose zur Verfügung steht. [5]
Der Körper greift daher primär auf die Fettpolster zurück. Aber auch dieser Effekt ist nur kurzfristig. Denn langfristig entscheidet auch hier die Kalorienbilanz über das Ergebnis.
Einen Hund vor dem Gassigehen zu füttern beugt nächtliche Klogänge und morgendliche Übelkeit vor. Zudem folgen Hunde tendenziell besser, als wenn man sie erst nach dem Spaziergang füttert. Auf das Gewicht hat es jedoch keinen Einfluss.
Vorteile deinen Hund nach dem Spaziergang zu füttern
Die Vorteile für eine Fütterung nach dem Gassigehen sind zweierlei:
- Beugt Magenbeschwerden vor
Stell dir mal vor, du würdest eine große Mahlzeit essen und direkt danach einen Marathon rennen. Sicher würdest du Bauchschmerzen bekommen oder dich gar übergeben.
Bei Hunden ist das nicht anders. Aus diesem Grund wird vor körperlicher Aktivität auch immer eine kurze Verdauungspause von mindestens 30 Minuten empfohlen. [6]
Idealerweise wären sogar volle 2 Stunden. Insbesondere bei größeren Mahlzeiten. Das ist aber in der Praxis eher unpraktikabel und meiner Meinung nach zu konservativ.
Wenn du deinen Vierbeiner dagegen erst nach dem Spaziergang fütterst, dann kannst du das vorbeugen. Wichtig ist nur, dass der Puls in etwa auf Normalniveau ist.
Was du definitiv vermeiden solltest, ist eine wilde Hetzjagd direkt nach dem Füttern. Das Gleiche gilt für intensive Wanderungen, lange Schwimmrouten und so weiter.
- Beugt eine Magendrehung vor
Womöglich das stärkste Argument für eine Fütterung nach dem Gassigehen anstatt zuvor, ist die Tatsache, dass es das Risiko einer lebensgefährlichen Magendrehung verringert.
Dabei dreht sich der Magen des Hundes entlang der Längsachse, sodass die Blutzufuhr in allen Richtungen abgeschnürt wird. Unbehandelt führt es binnen weniger Stunden zum Tod.
Selbst mit einer Behandlung sollen nur 4 von 5 Vierbeinern überleben. [7] Neben dem Fressen vor körperlicher Aktivität gibt es aber auch noch weitere Risikofaktoren:
- Hohes Alter
- Zu schnelles Fressen
- Große Rasse
- Erhöhte Futternäpfe
- Hastiges Trinken
- Häufiges Überfressen
- Starker Stress [8]
Das gesagt habend: Eine Magendrehung ist relativ selten. Solltest du also die stärksten Risikofaktoren vermeiden, dann brauchst du dir darüber eher weniger Sorgen zu machen.
Durch eine Fütterung nach dem Spazierengehen können Magenbeschwerden sowie eine tödliche Magendrehung vorgebeugt werden. Beides lässt sich aber auch dadurch vorbeugen, wenn zwischen dem Füttern und dem Gassigehen eine gewisse Verdauungspause stattfindet.
Fazit
Auf die Frage, ob du deinen Hund vor oder nach dem Gassi füttern solltest, gibt es kein “Richtig” oder “Falsch”. In der Praxis ist das vorherige Füttern meist praktikabler.
Wichtig ist nur, dass du die “30-Minuten-Regel” einhältst. Also dass du deinem Hund mindestens eine Verdauungspause von 30 Minuten gönnst.
Zudem solltest du vermeiden, deinen Hund bei einem erhöhten Puls zu füttern. Besser 5-10 Minuten nach dem Spazierengehen abwarten. Das verhindern übermütiges Schlingen.
Zudem kommt es natürlich auch immer auf die Menge an. Kleine Snacks sind sowohl während als auch vor dem Gassigehen vollkommen okay.
Bei sehr intensiver Anstrengung würde ich davon aber eher abraten. In diesem Fall ist eine Verdauungspause von mindestens 2 Stunden ratsam. [9]
Weitere Tipps
Egal ob du deinen Hund vor oder nach dem Spazierengehen fütterst, die folgende Tipps sind ebenfalls empfehlenswert:
- Füttere den Hund nicht zu spät
Eine Mahlzeit kurz vor dem Schlafengehen sorgt dafür, dass die Verdauungsorgane selbst im Schlaf noch sehr aktiv sind. Und das wiederum senkt die Schlafqualität. [10]
Sicher hast du das auch schon bei dir selbst festgestellt. Wenn du beispielsweise volle 8 Stunden Schlaf bekommen hast, aber dich dennoch total unausgeruht fühlst. Oder nicht?
- Teile das Futter in mehrere kleine Mahlzeiten auf
Mehrere kleine Mahlzeiten statt einer großen verhindern erhöhte Blutzuckerwerte. Das ist nicht nur förderlich für die Gefäße, sondern beugt auch Diabetes vor.
Wem 2-3 Mahlzeiten pro Tag zu stressig sind, der kann auch einfach auf einen solchen automatischen Futterspender zurückgreifen. Stressfreier geht es kaum.
- Füttere deinen Hund zu fixen Zeiten
Je genauer du die Zeiten für das Gassigehen und das Füttern einhältst, desto mehr kann sich dein Hund auf dich verlassen. Vor allem bei sensiblen Rassen ist das ratsam.
Denn es verringert die Ausschüttung unnötiger Stresshormone und beugt Angst vor. Andere Bedürfnisse wie Beschäftigung und Aufmerksamkeit können dagegen flexibler sein. [11]
- Teste beide Methoden aus
Du bist dir unsicher, ob du deinen Hund vor oder nach dem Gassi füttern sollst? Dann versuch doch mal beides und höre auf das Feedback deines Hundes.
Wann wirkt er glücklicher? Was verändert sich in seinen Stuhlzeiten? Kann er damit problemlos über Nacht aushalten? Probieren geht über studieren.
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