Umfragen zufolge soll nächtliches Gebell die mit Abstand häufigste Beschwerde bei Hunden sein. Aber nur wenige Nachbarn beschweren sich hier beim Hundebesitzer. [1]
Vielmehr rufen sie direkt beim Ordnungsamt an. Und da Hundegebell in der Nacht laut BGB zu den “störenden Beeinträchtigungen” gehören, sind bis zu 5.000 € Bußgeld fällig.
Studien zufolge gehören zu den größten Unruhestiftern vor allem junge Hunde sowie nahezu alle Schäferhund-Rassen. Aber auch Wachhunde spielen ganz vorne mit. [2]
Im Folgenden lernst du die 18 häufigsten Ursachen für nächtliches Gebell und was dagegen hilft.
Warum Hunde nachts bellen
Am häufigsten bellen Hunde in der Nacht aufgrund von Einsamkeit, Angst oder fremden Hunden. Es gibt aber auch noch 15 weitere Gründe für das Gebell.
#1 Parasiten
Hunde haben je nach Rasse bis zu 300 Mio. Geruchsrezeptoren. Damit ist ihre Nase bis zu 50-fach besser die von uns Menschen mit 6 Mio. Geruchsrezeptoren.
Sollte dein Hund daher nachts in der Wohnung die Wände, Schränke oder Böden anbellen, dann kann das auf eventuelle Parasiten hinweisen.
Zu den typischen nachtaktiven Schädlingen in Deutschland gehören Bettwanzen, Kakerlaken, Motten und Milben. Hier kann ein Anruf beim Kammerjäger helfen.
#2 Einsamkeit
Wenn sich Hunde einsam fühlen, dann kann sich das sehr unterschiedlich zeigen. Einige fangen plötzlich an Dingen anzunagen, wieder andere beginnen nachts zu heulen oder zu bellen.
Ausgelöst wird es häufig dadurch, dass der Hund nahezu den kompletten Tag in der Nähe des Herrchens ist und dann zum Schlafen aus dem Schlafzimmer ausgesperrt wird. [3]
Darüber hinaus gibt es Hunde wie beispielsweise den English Foxterrier, die speziell im Rudel gezüchtet wurden. Ohne einen weiteren Hund ist Einsamkeit bei ihnen vorprogrammiert.
#3 Schmerzen
Hunde bellen meist, um Alarm zu schlagen. Es dient nicht nur, um die eigene Position zu verraten, sondern auch gleichzeitig um Unterstützung anzufordern.
Sollte dein Hund daher Schmerzen haben, dann kann das Gebell in der Nacht auch nur ein Hilferuf sein. In diesem Fall bellen Hunde meist etwas höher als normal. [4]
Weitere Symptome von Schmerzen sind ein gesenkter Kopf, Ruhelosigkeit und übermäßiges Lecken. Bei sehr starken Schmerzen machen Hunde auch häufiger einen Katzenbuckel.
#4 Angst
Ein neues Zuhause, Trennungsangst oder gar laute Geräusche sind Auslöser genug, um bei sensiblen Hunden Angststörungen auszulösen.
In diesem Fall ist das Bellen in der Nacht nur ein Symptom der Angst. Betroffene Hunde hecheln oft, neigen zu wiederholendem Verhalten und sind häufig ungewohnt aggressiv. [5]
Um die Angst in den Griff zu bekommen, kann etwas Aufmerksamkeit und Ablenkung bereits ausreichen. In gravierenden Fällen können auch angstlindernde Medikamente notwendig sein.
#5 Fremde Hunde
Sicher ist dir schon einmal aufgefallen, dass du sehr hellhörig bist, wenn jemand in einer Menschenmenge deinen Namen sagt. Nicht wahr?
Nun, in etwa die gleiche Sensibilität haben Hunde, wenn es um die Geräusche von anderen Hunden geht. Egal ob es sich um ein Bellen, Jaulen, Heulen oder Fiepen handelt.
Selbst wenn es sich für dich absolut still anhört, so kann es sein, dass in weiter Ferne ein Hund Geräusche von sich gibt. Das nächtliche Bellen dient hier der Kommunikation.
#6 Langeweile und Aufmerksamkeit
Hunde brauchen je Rasse unterschiedlich viel Zuneigung und Aufmerksamkeit. Wenn sie diese nicht bekommen, dann macht sich Langeweile breit.
Das führt häufig dazu, dass sie plötzlich mit Graben und Nagen anfangen oder gar nachts die Nachbarn mit Gebell wach halten.
Ein klares Anzeichen ist hier, wenn der Hund auf die Vorderpfoten heruntergeht und dabei mit dem Schwanz wedelt. Die Lösung ist dementsprechend für mehr Unterhaltung zu sorgen.
#7 Wildtiere
Insbesondere Jagd- und Spürhunde sind sehr sensibel wenn es um den Geruch sowie die Geräusche fremder Tiere geht. Das gilt vor allem für das ländliche Leben.
Das Bellen in der Nacht kann daher eine Warnung oder schlicht ein Hinweis auf weitere Tiere sein, die draußen ihr Unwesen treiben.
Typische Beispiele sind hier Ratten, Marder, Füchse, Eichhörnchen, Eulen, Hasen und Igel. Je nach Region kommen auch Wildschweine, Luchse, Rehe und Hirsche infrage.
#8 Stress
Viele Schoßhunde-Rassen sowie weitere sensible Hunde bellen häufiger aus Stress. Neben Trennungsangst kann es auch schlicht der Stress durch den neuen Nachbarshund sein.
In einem solchen Fall geht das nächtliche Bellen meist mit starkem Hecheln, unruhigen Umherlaufen und Zittern einher. [6]
Die Lösung ist hier den Hund an die scheinbare Bedrohung schrittweise zu gewöhnen. Zudem hilft körperliche Aktivität und ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
#9 Überschüssige Energie
Bei Jagd- und Schäferhunden kann das Bellen am Abend und in der Nacht auch ein Zeichen für unzureichende mentale und körperliche Beschäftigung sein.
Weitere Symptome sind hier ständiges Jaulen, Hyperaktivität sowie plötzliches Graben in der Wohnung. Bei Apartment- und Stadthunden ohne Garten ist das ebenfalls sehr häufig.
Hier solltest du mit deinem Hund häufiger oder länger Gassi gehen, mehr Spielzeuge zur Verfügung stellen oder ihm einen vierbeinigen Spielpartner besorgen.
#10 Rassenspezifisches Verhalten
Bis vor wenigen Jahrzehnten war es mehr die Regel als die Ausnahme Hunde für einen bestimmten Zweck zu halten. Also beispielsweise als Schäfer- oder Jagdhund.
Einige Wachhunde wurden dagegen speziell gezüchtet, um durch häufiges Bellen in der Nacht sowohl Diebe als auch Ungeziefer vom Haus fernzuhalten.
In diesem Fall ist das Gebell ein rassenspezifischer Instinkt. Vor allem bei Doggen-Arten ist dieses Verhalten sehr häufig. Das Abtrainieren ist hier besonders schwer.
#11 Drückende Blase
Während erwachsene Hunde ihre Blase für bis zu 12 Stunden halten können, schaffen es junge Welpen auf gerade einmal 1-3 Stunden.
Wenn dich dein Hund nachts anbellt, dann ist das häufig ein Zeichen, dass er kurz nach draußen muss. Meine eigenen Hunde kratzen in diesem Fall auch meist an der Türe.
Bei jungen stubenreinen Hunde ist das am häufigsten der Fall. Denn sie haben bereits gelernt, dass Pipi in der Wohnung verboten ist, ihre Blase ist aber noch nicht vollends ausgewachsen.
#12 Warnung
Früher gehörte Diebstahl zum alltäglichen Leben. Viele Haushunde wurden deshalb speziell gezüchtet, um vor eventuellen Einbrechern hinzuweisen.
Glücklicherweise ist das Leben in Deutschland heutzutage deutlich friedlicher. Und dennoch besitzen viele Hunde den Instinkt, bei jedem kleinen Geräusch in der Nacht zu bellen.
Insbesondere in Mehrfamilienhäusern oder stark besiedelten Wohngebieten werden Hunde daher häufig zum Bellen getriggert.
#13 Demenz
Studien zufolge soll rund jeder vierte Hund über 11 Jahren und rund ⅔ aller Hunde über 15 Jahren an Demenz leiden. Das Denk- und Erinnerungsvermögen nimmt dadurch stark ab. [7]
Nächtliches Gebell kann hier der Hinweise darauf sein, dass der Hund sein eigenes zu Hause, weitere Haustiere oder gar einzelne Familienmitglieder nicht wieder erkennt.
Betroffene Hunde sind meist sehr orientierungslos, gereizt, und laufen unruhig umher. Zudem leiden viele an Inkontinenz und ignorieren längst etablierte Kommandos. [8]
#14 Zu frühes Trennen der Mutter
Welpen müssen laut Tierschutzgesetz mindestens die ersten 8 Wochen bei der Mutter verbringen. Ansonsten ist mit schwerwiegenden Verhaltensstörungen zu rechnen.
Unter anderem kann sich das in starker Unruhe oder nächtlichem Gebell, Fiepen oder Jaulen äußern. Die meisten Züchter empfehlen daher Welpen nach frühestens 12 Wochen von der Mutter zu trennen.
Welpen entwickeln sich allerdings unterschiedlich schnell. Es kommt daher auch vor, dass selbst 12-Wochen alte Welpen noch zu unsicher und ängstlich sind.
#15 Kälte oder Hitze
Hunde können sich an Hitze deutlich schlechter anpassen als wir Menschen. Denn sie können ihre Körpertemperatur nicht durch Schwitzen regulieren.
Sollte dein Hund daher im Hochsommer nachts bellen, dann kann das schlicht auf eine Erschöpfung durch Hitze zurückgehen. Starkes Hecheln gehört hier zum häufigsten Symptom.
Der umgekehrte Fall kann jedoch ebenfalls eintreten. Insbesondere kurzhaarige Hunderassen können nur schlecht mit Kälte umgehen und frieren im Winter sehr schnell.
#16 Schlechte Nachtsicht
Verschiedene Erkrankungen können dazu führen, dass das Sehvermögen des Hundes in der Nacht stark abnimmt. Ältere Hunde sind hier besonders häufig betroffen.
Das Gebell in der Nacht ist hier nur ein Zeichen der Orientierungslosigkeit. Weitere Symptome sind vergrößerte Pupillen, eine sich ändernde Augenfarbe und Aggressivität. [9]
Zu den typischen Ursachen gehören Grüner Star, Alzheimer, progressive Retinaatrophie und Diabetes. Beim Verdacht solltest du hier den Tierarzt aufsuchen.
#17 Sonstige Geräusche
Hund können Geräusche in einer Frequenz von bis zu 45.000 Hz wahrnehmen. Bei uns Menschen ist dagegen bei 23.000 Hz Schluss. [10]
Zudem haben sie rund 20 verschiedene Muskeln, um das Ohr auszurichten. Damit sind sie in der Lage Geräusche aus einer 4-fach weiteren Entfernung wahrzunehmen.
Heißt konkret: Hunde können so gut hören, dass es für uns Menschen unvorstellbar ist. Das nächtliche Gebell kann daher auf ein Geräusch zurückgehen, das du gar nicht hören kannst.
#18 Hunger oder Bauchschmerzen
Im Gegensatz zum Menschen sind die Kommunikationsmittel von Hunden sehr beschränkt. Gebell kann daher je nach Situation unterschiedlichste Bedeutungen haben.
Unter anderem kann es ein Hilferuf sein, dass dein Hund Schmerzen hat. Sollte er kurz vor dem Schlafen gegessen haben, dann sind Bauchschmerzen sehr üblich.
Weitere Symptome sind hier ständiges Lecken und ein eingezogener Schwanz. In anderen Fällen kann das Gebell aber auch nur ein Hinweis darauf sein, dass du das Futter vergessen hast.
Nächtliches Bellen abgewöhnen
Genauso wie Graben, so gehört auch Bellen zu den natürlichen Instinkten von Hunden. Das Abgewöhnen wird daher in allen Fällen einige Wochen beanspruchen.
Am besten stehen deine Chancen, wenn du die Ursache für das nächtliche Gebell herausfinden kannst. Gelingt das nicht, dann können die folgenden 10 Tipps helfen:
- #1 Mehr Auslauf
Erschöpfte Hunde sind ruhige Hunde. Das gilt insbesondere dann, wenn dein Vierbeiner zu den aktiveren und energetischen Hunderassen gehört.
Ein zusätzlicher Spaziergang kurz vor dem Schlafengehen kann hier helfen. Aber auch Wurfspiele am Nachmittag sind ideal geeignet.
- #2 Reduziere Lärm
Sofern du es selbst beeinflussen kannst, versuche potenzielle Lärmquellen abzuschaffen. Je weniger Trigger dein Hund bekommt, desto geringer die Wahrscheinlich, dass er nachts bellt.
Sollte das nicht möglich sein, dann kann auch ein neuer Schlafplatz sinnvoll sein. Vielleicht hast du ja in deiner Wohnung einen Raum mit besonders dicken Wänden?
- #3 “Nein”-Kommando
Hunde lernen durch Feedback – genauso wie wir Menschen. Heißt konkret: Belohntes Verhalten wird wiederholt, bestraftes Verhalten wird vermieden.
Gewalt macht in aller Regel mehr kaputt als dass es hilft. Stattdessen hilft ein klares, strenges “Nein” mit erhobenem Finger oder das Sprühen von etwas Wasser ins Gesicht.
- #4 Sorge für Beschäftigung
Sollte Langeweile der Grund für das Gebell sein, dann sind Kauspielzeuge sowie weitere leise Spielzeuge ideal. Wichtig ist hier, dass er das Spielzeug nur in der Nacht bekommt.
Am geeignetsten ist hierfür ein Kauknochen aus Kaffeeholz. Mit mehr als 4.000 positiven Bewertungen ist dieser Kauknochen der Bestseller bei Amazon.
- #5 Schlafen beim Herrchen
Sehr junge oder sehr sensitive Hunde bellen nachts häufig aus Angst, wenn sie alleine in ihrem Körbchen schlafen müssen. Insbesondere bei Schoßhunden ist das der Fall.
Hier kann es helfen, das Körbchen vor oder ins Schlafzimmer zu packen. Alternativ kannst du deinen Hund auch in deinem Bett schlafen lassen. Das bleibt aber dir überlassen.
- #6 Ausheulen lassen
Manchmal ist die beste Methode nichts zu tun. Den Hund beim nächtlichen Bellen zu ignorieren wirkt vor allem dann, wenn es sich um einen Schrei nach Aufmerksamkeit handelt.
In diesem Fall muss dein Hund lernen, dass das Gebell absolut aussichtslos ist. Hier solltest du jeglichen Blickkontakt, Streicheln oder sonstige Aufmerksamkeit unterlassen.
- #7 Unkluger Liegeplatz
Das ist eine Strategie, die ich von einem Tierarzt gelernt habe. Hier geht es darum, deinem Hund die strategisch schlechteste Schlafposition zu geben.
Heißt konkret: Ein Ort, an der er nichts überblicken kann, kaum Geräusche hört und auch nicht zum Fenster heraussieht. Denn genau dort gibt es am wenigsten Trigger zum Bellen.
- #8 Anti-Bell Halsband
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich um ein Halsband, um schlechtes Verhalten zu bestrafen. Genauer gesagt sendet das Halsband per Knopfdruck schmerzlose Ultraschallwellen aus.
Also Töne, die zwar für Hunde, aber nicht für uns Menschen hörbar sind. Bei vielen Hundebesitzer hat dieses Anti-Bell Halsband von Amazon geholfen.
- #9 Kurze Klopause
Sollte dein Hund nachts bellen, weil seine Blase drückt, dann kann eine kurze Klopause in der Nacht für Ruhe sorgen. Alternativ kannst du auch kurz vor dem Schlafengehen Gassi gehen.
Deutlich bequemer ist dagegen der Kauf eines Hundeklos. Dabei handelt es sich um ein kleines Stück Kunstrasen für die Wohnung, welches sich einfach reinigen lässt.
- #10 Tierarzt
Alle vorherigen Tipps scheinen nicht zu wirken? Dann könnte das auf bestehende Erkrankungen oder sonstige gesundheitliche Beschwerden hinweisen.
In diesem Fall kann dir der Tierarzt bei der Diagnose des Problems behilflich sein. Denn er hat nicht nur das entsprechende Fachwissen, sondern verfügt auch über die entsprechenden Gerätschaften.
- #11 Ratgeber
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