Hund reagiert aggressiv auf Besuch | 9 Ursachen [2024]


Wenn Hunde bei Besuch aggressiv reagieren, dann geht das meist auf eine mangelnde Sozialisierung oder ein starkes Revierverhalten zurück. In Einzelfällen kann es auch auf unabsichtliche Trainingsfehler, bestehende Schmerzen oder gar Erkrankungen hinweisen.

Grundsätzlich kann sich die Aggression neben einer angespannten Körperhaltung auch in 3 unterschiedlichen Stärken zeigen:

  • Gebell: Der Hund bellt mit sehr tiefer Tonhöhe.
  • Knurren: Der Hund fletscht die Zähne und knurrt.
  • Beißen: Der Hund schnappt zu.

Für Hundebesitzer ist das der absolute Albtraum. Denn sie haften für alle Schäden, die der Hund anrichtet. Und Personenschäden können im Nu über 100 Tausend Euro kosten. [1]

Aus diesem Grund rate ich ganz dringend eine Hundehaftpflichtversicherung abzuschließen. Nicht umsonst gehört es in vielen Bundesländern zu den Pflichtversicherungen.

Im Folgenden lernst du über die Ursachen hinter der Aggression gegen Besucher und was dagegen hilft.

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Ursachen

Zur Lösung des Problems ist es wichtig die potenziellen Ursachen einzuschränken. Denn je besser du den Auslöser verstehst, desto leichter lässt sich daran arbeiten.

#1 Revierverhalten

Hunde verteidigen instinktiv ihr Territorium. Das ist ein Instinkt, den sie zum Großteil von Wölfen geerbt haben. Denn ein Revier ist für das Überleben essenziell.

Selbst heute noch sind Hunde zu 99,9 % mit ihren Vorfahren genetisch identisch. [2] Gleichzeitig galt das aggressive Verhalten gegenüber Besuchern auch als Warnung.

Darauf wurden Hunde seit Anbeginn der Zähmung trainiert. Das Knurren und Bellen kann daher auch lediglich ein Alarmsignal für das Rudel bzw. die Familie sein.

Aggressiver Hund

#2 Bestehende Schmerzen

Wenn Hunde geschwächt sind oder mit Schmerzen zu kämpfen haben, dann verändert sich auch meist ihr Verhalten. Es handelt sich dabei um einen Überlebensmechanismus.

Denn in der Wildnis werden geschwächte Tiere häufig zur Beute anderer Raubtiere. Aus diesem Grund reagieren sie ungewöhnlich aggressiv, um Stärke zu demonstrieren.

Hier rate ich bei Verdacht den Tierarzt aufzusuchen. Zu den häufigsten Auslösern von Schmerzen bei Hunden gehören:

  • Entzündete Gelenke
  • Bauchschmerzen
  • Harnwegsinfektion
  • Splitterverletzungen
  • Ohrenentzündung
  • Zahnschmerzen [3]

#3 Mangelnde Sozialisierung

Hunde müssen in jungen Jahren zunächst den Umgang mit Menschen lernen. Ansonsten reagieren sie meist instinktiv aggressiv gegenüber Fremden oder Besuchern.

Dieses Verhalten tritt besonders häufig bei Hunden auf, die in einem Zwinger gehalten werden, ankettet werden oder längere Zeit auf der Straße gelebt haben.

Auch, wenn Hunde zu früh von ihrer Mutter getrennt werden kommt es häufig zu dieser Art der Angststörung. Hier ist ebenfalls Furcht und Unsicherheit die Ursache der Aggression.

#4 Rassespezifisches Verhalten

Außerhalb von Deutschland werden bis heute noch Hunde zum Großteil als Wachhunde eingesetzt. Denn kaum ein Land ist so sicher wie unsere Heimat.

Aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit auch einige Rassen speziell gezüchtet und trainiert, um bei Besuchern aggressiv zu reagieren und zur Not auch zuzuschnappen.

Besonders stark ist dieser Beschützerinstinkt in sämtlichen Doggenarten und einigen Pinscher-Arten zu sehen. Hier gehört eine intensive Sozialisierung zum Pflichtprogramm. 

#5 Trainingsfehler

In vielen Fällen steckt auch schlicht die Unwissenheit vieler Erstbesitzer hinter dem Verhalten. Die häufigsten Trainingsfehler sind hier:

  • Fehlendes Feedback
  • Zu spätes Feedback
  • Aggression wird belohnt

Letzteres hört sich paradox an, kommt aber häufig vor. Denn wenn der Hund bei Besuchern aggressiv wird und danach gestreichelt wird, dann assoziiert er es mit einer Belohnung.

Vor allem bei Welpen kommt das häufiger vor. Denn dort gilt das aggressive Verhalten noch als süß und wird nicht ernst genommen. Aber auch hier gilt es strikt zu sein. [4]

#6 Toxische Person

Im Gegensatz zu Menschen sind Hunde sogenannte “Makrosmatiker”. Das bedeutet, dass sie ihre Umgebung primär mit der Nase wahrnehmen und nur sekundär mit den Augen.

Das erklärt auch, warum der Geruchssinn von Hunden Studien zufolge zwischen 10.000 und 100.000 Mal besser sein soll als der von Menschen. Unvorstellbar, oder nicht? [5]

Zum Problem wird es dann, wenn einige Menschen bestimmte Lebensmittel, Medikamente, Alkohol oder Drogen konsumieren. Denn diese Gifte riecht der Hund bereits aus der Ferne.

Zu erkennen ist es meist daran, dass der Hund nur bei bestimmten Besuchern aggressiv reagiert und bei anderen Fremden dagegen total freundlich und zutraulich reagiert.

#7 Eifersucht

Bei Schoßhunden und allgemein sehr zutraulichen Hunden kann unter Umständen auch Eifersucht dahinter stecken. Und ja, Hunde können enorm eifersüchtig sein.

Getriggert wird es meist dadurch, dass in der Vergangenheit irgendwelche Gäste mehr Aufmerksamkeit bekommen haben als der Hund.

Um das vorzubeugen, reagieren viele Hunde daher aggressiv auf sämtliche Besucher. Das ist aber lediglich ein Ausdruck von: “Geh weg! Ich teile meine Aufmerksamkeit nicht.”

#8 Starker Jagdtrieb

Bei einigen Jagdhunderassen ist der Jagdtrieb so stark ausgeprägt, dass sie buchstäblich alles jagen, das sich bewegt. Besonders gefährlich ist das bei Kindern und Babys.

Bei Erwachsenen ist das dagegen selten. Zu erkennen ist der Jagdtrieb daran, dass die Körperhaltung versteift, sich das Fell aufstellt und er die Person anstarrt.

Das Problem? Diese Art der Aggression gegenüber Besuchern äußert sich häufig erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Vor allem bei American Pit Bull Terrier gilt hier Vorsicht. [6]

#9 Erkrankungen

Einige Erkrankungen führen nicht nur zu Schmerzen, sondern gehen auch häufiger mit starker Angst einher. Dazu gehören:

  • Erblindung
  • Cushing-Syndrom
  • Gehörverlust
  • Angeborene Angststörung
  • Demenz

Wenn hier betroffene Vierbeiner aggressiv auf fremde Menschen oder Besucher reagieren, dann ist das lediglich ein Ausdruck ihrer eigenen Angst und Unsicherheit.

Wenn Hunde bei Besuchern knurren, bellen, beißen oder sonstiges aggressives Verhalten äußern, dann geht es meist auf ein stark ausgeprägtes Revierverhalten oder eine fehlende Sozialisierung zurück. Aber auch Trainingsfehler und Erkrankungen können dahinterstecken.

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Lösung

Nicht alle folgenden Lösungsvorschläge sind bei allen Hunden effektiv. Such dir daher jene heraus, die bei deinem Vierbeiner als am vielversprechendsten klingen:

#1 Anders starten

Das Revierverhalten wird bei Hunden primär dadurch getriggert, dass eine Person das Revier betritt. Was wäre also, wenn du diesen Moment komplett überspringst?

Häufig hilf es Besucher bereits ins Haus hereinzulassen und dann erst den eigenen Hund dazu zu bringen. Das signalisiert ihm, dass es sich hier um Freunde des Rudels handelt.

Auch der Wach- und Jagdinstinkt wird dadurch unterdrückt. Wichtig ist nur, dass dein Hund nicht das Übertreten des eigenen Reviers durch das Fenster gesehen hat. [7]

#2 Hilfsmittel nutzen

Für das Abtrainieren haben sich die folgenden Produkte in der Praxis bewährt:

Ein kleines Gerät, das per Knopfdruck einen “Klick”-Ton von sich gibt. Es triggert starkes Interesse bei Hunden, sodass sie von ihrer Aggression gegen Besucher abgelenkt werden.

  • Wasserspray

Gewalt ist bei der Erziehung von Hunden keine Lösung. Ein mit Wasser gefülltes Spray bestraft die wasserscheuen Vierbeiner ebenfalls – nur eben auf eine sanfte Art.

Wie ein Babygitter, nur eben für Hunde. Du kannst es aber nicht nur als Raumtrenner benutzen, sondern auch zu einem runden Laufstall zusammenstecken.

  • Maulkorb

Sollte dein Vierbeiner bei Gästen so aggressiv werden, dass er selbst zuschnappt, dann rate ich definitiv zur Vorsorge zu einem Maulkorb.

Spielt per Knopfdruck eine für uns unhörbare Ultraschallfrequenz ab. Auch das sorgt für sofortiges Interesse und ist ideal, um Hunde abzulenken und Kommandos zu geben.

Aggressives Verhalten beim Hund

#3 Sozialisierung nachholen

Eine frühe Sozialisierung ist für gewöhnlich deutlich effektiver als im hohen Alter. Aber auch alte Hunde können nachträglich sozialisiert werden – das sollte also keine Ausrede sein.

Wichtig ist hier, dass du schrittweise vorgehst und deinen Hund nicht überforderst. Übe dafür mit einem Bekannten von dir, welcher für deinen Hund komplett neu ist.

Lass ihn dann langsam näher kommen und das Revier betreten während du deinen Hund mit Befehlen und Leckerlis ruhig hältst. Und das, immer und immer wieder.

Eine Sozialisierung passiert leider nicht von heute auf morgen. Aber bei konstanten und täglichen Training solltest du bereits nach wenigen Wochen deutliche Fortschritte sehen. [8]

#4 Verhalten ersetzen

Drogenabhängige werden dir bestätigen, dass das Aufhören eines Verhaltens enorm schwer ist. Das Verhalten zu ersetzen ist dagegen deutlich einfacher.

Warum also nicht die Aggression bei Besuchern mit einem anderen Verhalten ersetzen? Das Kommando “Platz” und “Bleib” ist dafür ideal, um den Vierbeiner gedanklich zu beschäftigen.

Hier solltest du darauf achten, dass du das Kommando bereits gibst bevor der Hund die Person sieht. Diese Taktik wirkt übrigens auch, wenn dein Hund Besucher anspringt.

#5 Ablenkung einplanen

Sollte das aggressive Verhalten auf einen Instinkt zurückgehen, dann kann es bei einigen Rassen auch helfen, den Spieltrieb oder die Gier nach Futter zu triggern.

Quietschende Spielzeuge und Leckerlis sind hier eine tolle Wahl. Denn beides ist beim Hund mit positiven Assoziationen belegt. Verspielte Hunde reagieren darauf am ehesten.

Anstatt die Leckerlis mit der Hand zu überreichen, kannst du sie auch vorbeugend auf den Boden werfen. Nach einer Zeit wird er ganz automatisch den Boden danach absuchen. [9]

#6 Selbstsicherheit stärken

Sollte das aggressive Verhalten gegen Besucher auf ein mangelndes Selbstvertrauen zurückgehen, dann gilt es dieses proaktiv aufzubauen. Bewährte Methoden sind hier:

  • Benutze ausschließlich positive Feedbackmethoden
  • Schenke deinem Hund vor anderen Tieren Aufmerksamkeit
  • Unterlasse jegliche körperliche oder verbale Gewalt
  • Gewöhne deinen Hund an alle potenziellen Bedrohungen

Das hilft im Übrigen auch bei Hunden, die sehr eifersüchtig sind. Hier solltest du ihn beim Empfang der Besucher zeitweise ganz gezielt zum Mittelpunkt machen. [10]

#7 Professionelle Hilfe

Sollten alle vorherigen Tipps nicht helfen und dein Hund dennoch bei Besuchern aggressiv reagieren oder gar beißen, dann empfehle ich dringend professionelle Hilfe zu suchen.

Oftmals kannst du Hundetrainer auch für Einzelstunden buchen. Eine günstigere und flexiblere Variante ist dagegen die Online Hundeschule von Johanna Kessler.

Dort findest du genau zu diesem Thema auch ein extra Modul, indem das Thema Aggression im Detail behandelt wird. Diesen Kurs kann ich dir wirklich ans Herz legen.

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Kevin Söll

Hey, ich bin Kevin. Von Geburt an war ich mit einem schwarzen Labrador Retriever umgeben. Und mein liebster Schlafplatz als Kleinkind war das vorgewärmte Körbchen meines Hundes. Auf dieser Webseite teile ich meine jahrzehntelange Erfahrung und Leidenschaft für Hunde.

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